Mit drei Hauptbotschaften, in Fragen gekleidet, machte Mathis Huber – übrigens seit nunmehr 30 Jahren Intendant – vier Tage vor Festivalbeginn noch einmal neugierig auf die styriarte 2021 mit dem Motto „Lust“.

1. Kommt das Publikum zurück?
"Ja, unbedingt", sagt Huber und verweist auf den besten Kartenverkauf seit zehn Jahren. „Wir haben bereits unser Umsatzziel erreicht, die erwarteten 30.000 Besucher werden wir bestimmt haben“.

2. Wird durch die totale Öffnung ab 1. Juli auch die styriarte wie vor der Pandemie ausschauen?
"Definitiv nein", betont Huber, "wir behalten das System bei, das wir aus der Notwendigkeit heraus geboren haben, schaffen Komfortzonen und werden diese Ambition auch in die Zukunft führen.“ Heißt: weiterhin Sitzplan im Schachbrettmuster, zwei Konzerte am Abend, kompaktere Programme. Man organisiere die Produktionen aus der Sicht des Publikums, das vielfältiger und das flexibler bedient sein will. „Wir werden unsere Zuhörerinnen und Zuhörer jedenfalls nicht mehr nach der Ölsardinenmethode schlichten.“

3. Kriegt die styriarte nie genug von Johann Joseph Fux?
„Bestimmt nicht“, sagt Huber, „Fux bringt eine unverwechselbare Farbe in unser Festival“. Also wird heuer das Fux-Opernfest Vol. 4 gefeiert – nach „Julo Ascanio, Re d’Alba“ (2018), „Dafne in Lauro“ (2019) und „Gli Ossequi della Notte“ (2020 nur halbszenisch) nun mit „Psiche“, inszeniert von Regie führt Adrian Schvarzstein. Für das Märchen rund um die schöne sterbliche Königstochter Psyche, den Liebesgott Amor und dessen eifersüchtige Mutter Venus verspricht man „die bislang dramatischste Partitur der Grazer Opernfeste“. Im steirischen Barockkomponisten Fux habe man laut Huber „eine Schatzkiste gefunden, aus der wir jedes Jahr ein Juwel herausholen und dann wieder verstecken“.

Das sei zu der Entstehungszeit quasi ähnlich gewesen. Fux, Hofkapellmeister in Wien, schuf seine 18 Opern anlassbezogen, als Geschenk für den Kaiser oder der Kaiserin, die einmal vor einem kleinen, erlesenen Kreis festlich aufgeführt wurden und dann für immer in den Archiven verschwanden – so wie „Psiche“, komponiert 1720 zum Namenstag von Kaiserin Elisabeth Christine.

Alfredo Bernardini, für den Fux-Zyklus als Dirigent verantwortlich, probte mit seinem Ensemble Zefiro und den fünf Solisten gestern in der List-Halle. Diese sollte im schlimmsten Wetterfall (samt identer Bühne) nur Notausweiche sein, denn der Schauplatz für die insgesamt sechs Aufführungen ist der Hof des Schlosses Eggenberg.

Bernardini freut sich, mit den Fux-Opern „Perlen des Barock bringen zu können, die neben den Werken der ganz Großen wie Bach, Händel oder Vivaldi bestehen können. Fux ist einfach ein Komponist erster Klasse, dessen Mischung des italienischen und französischen Stils hervorragend ist und dessen Originalität immer wieder erstaunt“. Die Opernfest-Serie ist für den aus Rom stammenden Oboisten und Dirigenten „ein mutiges Projekt, weil Neuentdeckungen ja immer noch etwas mehr Engagement brauchen als Repertoirestücke – hier bei Fux lohnt es sich in jedem Fall.“

Die 70-minütige Kurzfassung in Eggenberg wird übrigens mitgeschnitten, und „Psiche“ soll bei Arcana erscheinen, jenem Label, das gerade pressfrisch die Doppel-CD von „Dafne in Lauro“ herausgebracht hat. Die styriarte bietet zudem zwei Podcasts zur Fux-Produktion – einen musikhistorischen und einen als Intro für die Oper von und mit Alfredo Bernardini.

Was sonst noch neu ist bei der styriarte?

Die Homepage.

Acht Vorstellungen werden rund eine Woche nach der jeweiligen Aufführung gestreamt, erstmals mit Bezahlsystem.

Am 4., 5. und 6. Juli gibt es auf der Schloßbergbühne ein kleines populärmusikalisches Festival im Festival.

Für wen die Fußball-Europameisterschaft ein Strafraum ist: Mit einem EM-Abo kann man vier oder sieben Fernsehabenden entfliehen, darunter sogar dem Finale am 11. Juni; das gewinnt bei der styriarte in jedem Fall ein Katalane, denn da zelebriert Jordi Savall in der Pfarrkirche zum vierten Mal eine „Marienvesper“.

Und es gibt ein ausgetüfteltes, aber möglichst unkompliziertes Sicherheitssystem mit 3G-Schranke samt „Passierschein“. Aber nicht nur deswegen sollte man ein bisschen mehr Zeit vor den Vorstellungen um 18 und 20 Uhr einrechnen, sondern auch, weil es rund um die List-Halle Großbaustellen gibt und die Waagner-Biro-Straße nur einbahnig Richtung Süden befahrbar ist.