Die Scala müsse vorerst auf Touristen verzichten, die vor der Pandemie 35 Prozent der Zuschauer ausmachten. "Das ist ein enormer Verlust", sagt Dominique Meyer. "Ich denke, dass die Touristen Schritt für Schritt zurückkehren werden, aber eine Zeit lang wird es noch schwierig sein. Wir haben 40 Aufführungen mit geringer Zuschauerzahl organisiert, doch manchmal war es schwierig, die Karten zu verkaufen, denn die Menschen haben Angst. Wir müssen diese Angst überwinden", sagte Meyer, der im März von der Wiener Staatsoper an die Scala gewechselt ist.

Einsparungen und weniger Aufführungen seien zwar notwendige, aber gefährliche Beschlüsse zur Bewältigung der Krise. "Wir dürfen nicht auf Qualität verzichten, ansonsten werden wir diese Krise nicht gut überwinden", warnte Meyer.

Streamingkonzerte würden laut dem Franzosen nicht die Kulturwelt retten. "Die Pandemie hat die Essenz der Kultur und des Theaters angegriffen und zwar das Zusammensein, die Kommunikation. Bei einer Aufführung wollen wir einen vollen Saal, die Bühne mit Schauspielern, Sängern und Chormitgliedern haben. Normalerweise planten wir Jahre im Voraus, jetzt müssen wir stets auf die Regierungsverordnungen warten", sagte Meyer.

Die Scala hat am Dienstag die Saison 2019-2020 mit einem Galaabend ohne Zuschauer im Theater eingeweiht, an dem sich die berühmtesten Stars der Opernwelt beteiligten. 2,6 Millionen Zuschauer verfolgten die von RAI gesendete Saisoneröffnung mit Starsängern wie Placido Domingo, Roberto Alagna und Vittorio Grigolo.