"Der Messias" in einer szenischen Einrichtung: Keine neue Idee. Dass aber Mozarts Bearbeitung von Händels Oratorium auf dem Programm steht, ist schon auffälliger. Und der Regisseur und Künstler Robert Wilson ist der richtige Mann, wenn es darum geht, aus den religiösen Themen keine platte Geschichte zu konsturieren. Wilson setzt mit der ihm eigenen Ästhetik einerseits auf statische Rätselbilder, die merkwürdigerweise sowohl intiuitiv als auch exakt konstruiert anmuten. Und er setzt immer wieder die Solisten in Szene, wobei nicht nur die Priesterfigur (Bass José Cola Loza) wie ein (Froh-)Botschafter wirkt.

Die ebenso surrealistischen wie minimalistischen Szenerien kreisen um Natur-Stoffe, um Wasser, Holz und Gras, wobei vor allem ersteres in allen möglichen Formen auftritt (als Nebel, Wasserfall, Eisberg, schnell verdampfend oder in kleinen Gläsern, die der Chor herumträgt) und so etwas wie das Heilige oder die Idee der Erlösung verkörpern könnte. Ein monumentaler, schwarzer Bogen illustriert die Passionsgeschichte, während Tenor (Richard Croft) und Alt (Wiebke Lehmkuhl) sich in einer kleinen humoristischen Einlage darüber freuen, dass man dem Tod ein Schnippchen schlagen konnte.

Wilson legt seine Bilder ja bewusst vieldeutig an und kreiert für diesen "Messias" einen magischen Raum, der Händels/Mozarts Musik umso intensiver leuchten lässt. Weil er ihr Platz lässt, weil er versucht, die Konzentration auf deren Inhalt zu lenken. Dabei ist das, was aus dem  Orchestergraben tönt, schon ohne visuelle Stütze ungemein bildhaft. Dirigent Marc Minkowski und sein Stammensemble, die Musiciens du Louvre, bieten eine dramatische, ungemein plastische Interpretation, wo Schärfe und Poesie ebenbürtig vertreten sind. Die Mozartwoche ist mit einem Glanzstück gestartet.