Vor 25 Jahren - am 1. Jänner 1995 - war Österreich gemeinsam mit Finnland und Schweden der EU begetreten. Das Jubiläum wird 2020 mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Beim Neujahrskonzert 2019 hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen bereits den finnischen Staatspräsidenten Sauli Niinistö zu Gast gehabt. Bierlein hatte neben Löfven auch die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eingeladen. Diese sagte jedoch laut dem Bundeskanzleramt aus "terminlichen Gründen" ab.

Kroatien wiederum übernimmt am 1. Jänner für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft. Aus diesem Anlass habe Außen- und Europaminister Schallenberg den kroatischen Chefdiplomaten Gordan Grlic Radman zum Neujahrskonzert eingeladen, hieß es am Dienstag aus dem Bundeskanzleramt. Vor dem Konzert absolvieren die beiden Politiker ein Arbeitsfrühstück, bei dem sie die Prioritäten des kroatischen EU-Vorsitzes besprechen werden. Das sind vor allem der Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit), der am 31. Jänner erfolgen soll, sowie der heftig debattierte, nächste mehrjährige EU-Finanzrahmen (2021-27).

Erörtern werden Schallenberg und Grlic Radman auch die Annäherung der übrigen Westbalkanstaaten (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien) an die EU, die sowohl Wien als auch Zagreb stark befürworten. "Österreich und Kroatien stimmen überein, dass die Nichtaufnahme der EU-Beitrittsgespräche mit Albanien und Nordmazedonien im Oktober ein Fehler war, der ehestmöglich korrigiert werden muss. Kroatien kann hier im Rahmen des EU-Vorsitzes seine besondere Expertise in der Region zum Einsatz bringen", hieß es in der Mitteilung des Bundeskanzleramts. Im Mai 2020 soll dazu in Zagreb ein weiterer Westbalkan-Gipfel abgehalten werden. Vor allem Frankreich hatte im Oktober den Beschluss der Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit Nordmazedonien und Albanien ein drittes Mal verhindert und dies u.a. mit der Notwendigkeit einer Änderung des Beitrittsprozesses begründet.

Mit Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic ist ein zweiter führender Politiker aus Kroatien beim Neujahrskonzert vertreten. Er ist Gast von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Kroatien ist der Union als bisher letztes Mitglied im Jahr 2013 beigetreten. Es ist das erste Mal, dass Kroatien die Ratspräsidentschaft innehat.

Vor dem Besuch des Musikvereins steht für Jandrokovic und Sobotka auf dem Wiener Heldenplatz eine Visite der künstlerischen Intervention "Fundamente - Meilensteine der Republik", die sich mit der Entwicklung der Europäischen Union auseinandersetzt, auf dem Programm, wie der Nationalratspräsident bereits am Montag in einer Aussendung mitgeteilt hatte. Österreich und Kroatien verbinde eine enge Freundschaft, betonte Sobotka.

Anlässlich des EU-Beitritts Österreichs vor einem Vierteljahrhundert erzählt das Parlament laut Parlamentskorrespondenz in der künstlerischen Installation über diesen wichtigen Meilenstein in der österreichischen Zeitgeschichte. Darin werden Schlaglichter auf die Entwicklung der Europäischen Union geworfen. Das Leitmotiv der frei zugänglichen Ausstellung beim Erzherzog-Carl-Reiterdenkmal beruht den Angaben zufolge auf den Farben der EU-Mitgliedsländer: Alle Farben der Flaggen dieser Länder wurden - nach ihrer Häufigkeit gewichtet - eigens für diese Installation zu einer temporären Flagge komponiert. Das Gesamtkonzept der Installation unter dem Motto "Fundamente - Meilensteine der Republik" wird laut Aussendung im Jahr 2020 insgesamt drei österreichische Jubiläen in drei Etappen zeigen. Über das Thema 25 Jahre EU-Beitritt Österreichs hinaus wird sie mit Inhalten zu "75 Jahre Zweite Republik" (im April 2020) und "100 Jahre Bundesverfassung" (im Oktober 2020) erweitert werden.