Der Zivilprozess des ehemaligen künstlerischen Leiters der Tiroler Festspiele Erl, Gustav Kuhn, gegen die Künstlerin Julia Oesch ist am Freitag am Landesgericht Innsbruck vertagt worden. Kuhn hatte die Künstlerin auf Unterlassung und Widerruf geklagt, nachdem sie öffentlich behauptet hatte, dass Kuhn die Vergabe von Rollen an sie von sexuellen Gegenleistungen abhängig gemacht habe.

Oesch hatte in Interviews mit dem Ö1-"Kulturjournal" und in der "ZiB 2" die Vorwürfe gegen Kuhn öffentlich gemacht. Sie hatte zudem behauptet, dass Kuhn, aufgrund ihrer Weigerung diese Gegenleistungen zu erbringen, ihr bereits zugesicherte Rollen an andere Sängerinnen vergeben hatte. Weder Oesch noch Kuhn waren zu der Verhandlung erschienen. Der ehemalige Intendant hatte sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen lassen. Oesch habe ein wichtiges, nicht verschiebbares Vorstellungsgespräch, brachte ihr Anwalt Markus Orgler als Entschuldigung vor.

Vergleich scheiterte

Ein zu Prozessbeginn von der Richterin angestrebter Vergleich scheiterte umgehend. "Frau Oesch hat gesagt, was sie gesagt hat, sie wird davon nicht weggehen", sagte Orgler. "Die Behauptungen können so aber nicht stehen bleiben", betonte Kuhns Anwalt, der ehemalige Justizminister Michael Krüger (FPÖ). Bei der ebenfalls eingeklagten Veröffentlichung des Widerrufs bestehe aber die Möglichkeit eines Entgegenkommens. "Es wird ohnehin über das Urteil berichtet werden, deshalb bestehen wir nicht auf die Veröffentlichung", meinte Krüger.

Beim nächsten Verhandlungstermin, der vorerst noch nicht feststand, soll Kuhn einvernommen werden. Danach werde ein separater Termin für die Einvernahme Oeschs folgen, kündigte die Richterin an. Für die Befragung von Zeugen sah die Richter einen weiteren Termin vor.

Die Mezzosopranistin war eine jener fünf Künstlerinnen, die Kuhn in einem offenen Brief sexuelle Übergriffe bzw. Missbrauch vorwarfen. Die Frauen sprachen von "anhaltendem Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen" während ihrer früheren Engagements. Die Causa Erl hatte in den vergangenen Monaten für gehörige Schlagzeilen gesorgt. Ins Rollen gebracht hatte den Fall der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm, der Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Machtmissbrauchs gegen Kuhn veröffentlichte. Zudem hatte er den Festspielen Lohndumping vorgeworfen.