Der Dirigent Daniel Barenboim (76) hat Vorwürfe zu seinem persönlichen Verhalten als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurückgewiesen. "Ich habe mich bisher nicht geäußert, weil ich es traurig finde, mich zu anonymen Anschuldigungen zu äußern", so Barenboim am Donnerstag in Berlin. "Das ist nicht mein Stil und nicht meine Welt. Wenn jemand konkret etwas sagt, dann äußere ich mich dazu, ich bin ja ein Mensch, aber kein perfekter", sagte der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim.

Das Online-Musikmagazin "Van" hatte bereits vor drei Wochen mehrere ehemalige und aktive Mitarbeiter der Staatsoper anonym zitiert, die ein launisches und aggressives Verhalten Barenboims beklagt hatten. Die Tageszeitung "Die Welt" berichtet von konkreten Vorwürfen eines namentlich genannten ehemaligen Musikers der Staatskapelle. Auch der Sender BR-Klassik zitierte drei ehemalige Mitarbeiter namentlich. Ein früherer Musiker berichtet von häufigen Schikanen durch Barenboim, die zu gesundheitlichen Problemen bis hin zu Depressionen geführt hätten.

In den vergangenen 24 Stunden sei die Anonymität "etwas durchsichtiger" geworden, sagte Barenboim mit Blick auf den genannten Musiker: "Die Frage ist aber: Wenn ich ihn so ungerecht behandelt hätte - warum ist er dann zwölf oder 13 Jahre hier geblieben? Ich bezweifle seinen guten Willen in dieser Sache." Barenboim, den die Staatskapelle zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt hatte, sieht die gegen ihn erhobenen Vorwürfe vor dem Hintergrund seiner laufenden Vertragsverhandlungen mit dem Berliner Senat über das Jahr 2022 hinaus. "Wieso sind diese Vorwürfe bisher nicht erhoben worden, aber jetzt? Weil sie aus meiner Sicht mit einer Kampagne verbunden sind, mit der versucht wird, meinen Verbleib in Berlin zu verhindern." Wer das genau sei, dazu äußerte er sich nicht.

"Die Staatskapelle hat mir aber in den letzten Tagen und in den letzten Stunden ganz deutlich gesagt, dass sie absolut zu mir steht." Er werde bleiben, "solange das Orchester mich will und ich die Kraft dazu habe".