Jährlich befragt die Fachzeitschrift "Opernwelt" weltweit 50 Kritiker (die meisten natürlich aus Deutschland) um eine Jahresbilanz. Dabei wurde die Oper Frankfurt bereits zum vierten Mal zum "Opernhaus des Jahres" gekürt worden.

"Gewürdigt wird ein Haus, das unter Intendant Bernd Loebe und seinem Team seit vielen Jahren durch ein klug ausbalanciertes Programm, starke Regiehandschriften, eine exzellente Repertoirepflege und hohe Ensemblekultur Aufsehen erregt", teilte das Fachmagazin am Freitag mit.

Als beste Aufführung der Saison 2017/18 schnitten die Bayreuther "Meistersinger ovn Nürnberg" ab, mit denen Barrie Kosky sein Regie-Debüt auf dem Grünen Hügel gab. Bariton Johannes Martin Kränzle wurde - unter anderem für seine Beckmesser-Rolle in dieser Produktion - als "Sänger des Jahres" geehrt. Klaus Bruns bekam für die fantasievoll-historische Garderobe dort den Zuschlag als bester Kostümbildner.

Zwei Auszeichnungen gingen an die Bayerische Staatsoper in München: Das Staatsorchester wurde zum fünften Mal in Folge bestes Orchester, die Sopranistin Anna El-Khashem setzte sich als beste Nachwuchskünstlerin durch.

Der 73-jährige Peter Konwitschny, erklärter Liebling der Zeitschrift, erhielt zum sechsten Mal den Titel "Regisseur des Jahres". Bei den Dirigenten bekam der britische Bach-Spezialist John Eliot Gardiner (75), Gründer des Monteverdi Choir und der English Baroque Soloists, die meisten Stimmen. Den besten Chor stellt die Oper Stuttgart.

Zahlreiche Würdigungen

Die "Uraufführung des Jahres" war Heinz Holligers Werk "Lunea", das der Komponist am Opernhaus Zürich selbst dirigierte. Die "Wiederentdeckung des Jahres" fanden die Kritiker in Korngolds "Das Wunder der Heliane" in der Inszenierung von Christof Loy an der Deutschen Oper Berlin. CD des Jahres sind "Les Troyens" von Berlioz unter dem Dirigat von John Nelson.

Die Umfrage ist allerdings nicht repräsentativ (es gibt auch kein Preisgeld oder eine Verleihung), sie gibt ein Stimmungsbild aus der Journalistenszene wieder. So entfielen auf die Oper Frankfurt für Platz eins 10 der 50 Kritikerstimmen, die anderen verteilten sich über ein breites Spektrum von den Salzburger Festspielen über die Oper Stuttgart bis zum Teatro Real in Madrid. Das Opernhaus Graz ist übrigens im Jahr 1999 "Oper des Jahres" geworden.

Der Frankfurter Opern-Intendant Bernd Loebe reagierte erfreut auf die neuerlich Auszeichnung. "Offensichtlich haben wir hier in Frankfurt eine glückliche Hand bei der Auswahl der Dirigenten und Sänger. Renommierte Regisseure und Ausstatter kommen gern hierher, sie fühlen sich verstanden", erklärte er. Das Haus stand schon 1996, 2003 und 2015 an der Spitze.

Die größte Bandbreite an Meinungen gab es in der Kategorie "Ärgerlichste Opernerfahrung". Sie reichten von den Schikanen gegen den russischen Opernregisseur Kirill Serebrennikow bis zum Bühnenbild von Malerstar Georg Baselitz für den "Parsifal" an der Bayerischen Staatsoper in München.