Sergej Rachmaninov war 28, als er nach Überwindung einer depressiven Phase sein 2. Klavierkonzert schrieb. Es sollte so populär werden, dass sogar Tom Ewell in Billy Wilders "Das verflixte 7. Jahr" tagträumerisch seine neue Nachbarin Marilyn Monroe mit den sinnlichen Melodien daraus becircte ("It shakes me! It quakes me!") oder "Piano Man" Billy Joel in Songs wie "Honesty" darauf zurückgriff.

Mit dem melancholischen Werk aus 1901 startete das Eröffnungskonzert der Grazer Philharmoniker und Oksana Lyniv im Opernhaus. Wurde Solistin Kateryna Titova im ersten Satz noch zu sehr zugedeckt, so entfaltete sich die ukrainische Pianistin in der Folge eindringlich, wobei ihre eher kantige Interpretation dem dramatischen Finalsatz mehr zugute kam als dem berühmten Adagio, das mehr Lyrik vertragen hätte. Großer Jubel allemal für die 35-Jährige, die sich virtuos mit Moritz Moszkowskis Bravourstück "Étincelles" bedankte, einem dem Titel entsprechenden Funkenflug für zehn Finger (am besten an jeder Hand), eine Lieblingszugabe von Vladimir Horowitz.

Karol Szymanowski war 28, als er seine 2. Symphonie schrieb. "Zopf-Musik" nannte der Pole seine pralle Komposition aus 1910 und meinte damit die eher rückwärtsgewandte spätromantische Klangfülle mit Bezügen zu Debussy, Reger oder seinem Favoriten Strauss, wobei er zwischendurch harmonisch auch schon auf Prokofjew vorauswies. Der überraschende Solopart zu Beginn war bei Konzertmeisterin Yukiko Imazato-Härtl in besten Händen, und im (fast zu) dichten Gewebe von Motiven und Variationen danach verloren Chefdirigentin Lyniv und das blendend disponierte Orchester bis hin zur nahezu monströsen Schlussfuge nie den Faden. Sie machten damit schon sehr neugierig auf Szymanowskis symbolreiche Oper "König Roger", die im Februar Premiere feiert.