Die Grazer Oper zeigt ab 3. März erstmals "Ariane et Barbe-Bleu", ein kaum gespieltes Werk von Paul Dukas. Der Text vermischt die Geschichte des Frauenmörders Blaubart mit dem Ariadne-Mythos, arbeitet aber auch mit Andeutungen, Rätseln und Leerstellen. "Ich kenne kaum ein musikdramatisches Werk, das so stark an das Unaussprechliche gekoppelt ist", meinte Regisseurin Nadja Loschky im APA-Gespräch.

"Ariane et barbe-bleue" entstand 1907 und zeigt die weibliche Hauptfigur als eine Suchende, die sich letztlich von Blaubart befreien kann, während die anderen Frauen lieber bei ihm ausharren und die Freiheit als zu bedrohlich empfinden. Dabei werden zwei Geschichten zusammengeführt: Blaubart und seine ermordeten Ehefrauen auf der einen Seite und die antike Ariadne (hier Ariane), die von Theseus verlassen wurde und sich dann mit Bacchus vereint.

"Die Oper 'Ariane' ist eine Herausforderung für jeden Regisseur. Das hat zum einen sehr viel mit dem Dichter des Librettos, Maurice Maeterlinck, zu tun, aber auch mit der Musik, die das Rätselhafte des Textes aufnimmt und weiterspielt. Für mich als Regisseurin ist genau das immer sehr faszinierend: Bilder und Szenen zu finden, die genau da ansetzen: Am Unverständlichen, Ungreifbaren und Rätselhaften und dafür eine Übersetzung zu finden", beschrieb die Regisseurin.

Durch das Zusammentreffen der verschiedenen Stoffe lässt sich auch die Beziehung zwischen Ariane und Blaubart nicht ganz einfach beschreiben. "Die historische Tiefe der Figuren muss man immer im Blick behalten, um die Liebesgeschichte zwischen Ariane und Blaubart - denn darum handelt es sich ja sicher - nicht auf eine einförmige boy meets girl-Geschichte herunterzubrechen", so Loschky.

Darüber hinaus sei es ihr aber wichtig, der märchenhaften Atmosphäre, die die Begegnung zwischen Blaubart und Ariane hat, einen Realismus abzugewinnen, der die gewalttätige Dimension der Erzählung ernst nimmt und den Verletzungen der Hauptfigur nachgeht. "Im Unterschied zu anderen Blaubart-Bearbeitungen ist der Blaubart bei Dukas ja fast nur als Umriss oder Schattengestalt präsent. Das schien uns ein Hinweis auf die traumatische Dimension in der Erzählung zu sein. Als würde die Ariane nur eher wie aus einem Fiebertraum auf diese Begegnung zurückschauen und sich Schritt für Schritt der realen Begegnung noch einmal annähern. Es muss eine tödliche Begegnung stattgefunden haben, und dieser verschütteten Erinnerung gehen wir in vielen Details nach", erzählte die Regisseurin.

Komponist Paul Dukas (1865 - 1935) erlangte seine Berühmtheit mit kaum einem Dutzend Werke, "Ariane et Barbe-Bleu" ist seine einzige Oper. Sie findet sich in den letzten Jahren wieder häufiger auf den Spielplänen. Loschky meinte: "Ich denke, dass das Publikum eine Sehnsucht nach großen Stoffen hat, die weder das Fernsehen noch der Film in der Weise vermitteln können, so wie das die Oper und die Musik können. Das ist die Kraft der Oper - der direkte Zugang zur Irrationalität."