Eigentlich hätte Karl Markovics in „Ewigkeit für Anfänger“ den Johannes Kepler geben sollen, aber er musste wegen eines anderen Projekts leider kurzfristig absagen. Man fand jedoch flugs einen so würdigen wie ungewöhnlichen Ersatz: Hanna Schygulla. Der deutsche Schauspielstar wird am 6. und 7. Oktober beim Saisonauftakt der Neuen Hofkapelle Graz die Katharina Kepler sprechen – also die Mutter des Naturwissenschaftlers, der ja von 1594 bis 1600 auch in Graz als Mathematiker des Landes tätig war und hier an der protestantischen Stiftsschule unterrichtete.

Helmut Jasbar musste dazu das Libretto komplett umschreiben und Katharina Kepler, die übrigens auch eine der Hauptfiguren in Paul Hindemiths Oper „Die Harmonie der Welt“ ist, ins Zentrum stellen. Der 55-jährige Wiener hat diese tragische, wahre Geschichte von Keplers Mutter, der man absichtlich Fallen gestellt hatte, um sie der Hexerei zu überführen, zu einem Monolog verarbeitet und mit der Vertonung von Bibeltexten konfrontiert. Der Gitarrist, Komponist, Autor und Radiomacher lässt in seiner musikalischen Erzählung die „Keplerin“ auf ihr Leben, ihre Ehe und das Schicksal ihres Sohnes zurückschauen.

Laut Johannes Kepler selbst war sie übrigens „eine Frau von rauen Sitten, von beißendem Witz, streitsüchtig, von schlimmem Wesen“. Aber eben seine Mutter. Und er setzte juristisch alles daran, um sie vor dem Scheiterhaufen zu bewahren.

Katharina Kepler
Katharina Kepler © KK


Hanna Schygulla (73), kürzlich beim Deutschen Schauspielpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, hatte in den 70ern Rainer Werner Fassbinders Filme mitgeprägt und feierte ab den 80ern große internationale Erfolge. Hier ein paar ihrer Gedanken zur Produktion:

HANNA SCHYGULLA über ihre Rolle in dem Stück: Ich finde es sehr schön, dass ich in dieses musikalische Werk mit der Sprache reingehen kann. Die Sprache frischt ja das Verständnis für die Musik auf und umgekehrt. Es ist immer gut, beides zusammenzubringen.

HANNA SCHYGULLA über Keplers Mutter: Katharina Kepler, „Hexe von Leonberg“ genannt, hat offenbar nicht mehr verbrochen, als ihren Mund immer dort aufzumachen, wo andere geschwiegen haben. Weil sie es nicht ertragen konnte, dass die Wahrheit nicht zum Vorschein kommen darf.

HANNA SCHYGULLA über den Tod: Mir gefällt gut, dass der Text des Werks die Fragen Johannes Keplers mit aufnimmt: Was ist Licht? Zeit? Raum? Was kommt hinter dem Raum? Und dass darin die Mutter lang nach ihrem Tod, aus der Distanz heraus, auf sich und ihren Sohn zurückblickt. Das finde ich spannend, denn der Tod ist nicht dazu da, uns zu deprimieren. Man sollte mit ihm umgehen wie mit einem Elixir, um zu erkennen, was es wirklich wert ist, gelebt zu werden. Was dem Tod, diesem Endgedanken, standhalten kann.

Komponist Helmut Jasbar
Komponist Helmut Jasbar © KK/jasbar.at