Bewertung: ****

Vier Antwortmöglichkeiten gibt der Fragebogen in der Abtreibungsklinik vor: niemals, selten, manchmal und immer. Als die 17-jährige Autumn das Plus auf dem Schwangerschaftstest sieht, weiß sie, dass sie jetzt nicht Mutter werden will. Sie sucht Hilfe bei der örtlichen Beratungsstelle. Doch die Frau dort erzählt ihr nur von der Magie der Babygeräusche. Zu Hause, in der Provinz von Pennsylvania, hat sie keine Chance, selbstbestimmt einen Schwangerschaftsabbruch zu bekommen. Zusammen mit ihrer Cousine Skyler tritt sie die Reise nach New York City an.


Wie ein Roadmovie legt Eliza Hittman ihren dritten Film an, nach dem wunderbar atmosphärischen Sommerfilm „It Felt Like Love“ und dem dunklen „Beach Rats“ ist „Never Rarely Sometimes Always“ ein großartiges kleines Drama, das sein schweres Thema fast beiläufig in die Geschichte einer Freundschaft und die Nacht in der Großstadt verpackt. Autumn, fantastisch zurückhaltend verkörpert von Sidney Flanigan, redet nicht viel über ihre Lage mit ihrer besten Freundin Skyler (Talia Ryder), die ihr als Einzige beisteht – und sagt damit umso mehr.
Hittmans Werk „Never Rarely Sometimes Always“ wird vielfach als Film der Stunde gepriesen.

Eine Abtreibungsgegnerin als Höchstrichterin in den USA und noch drakonischere Gesetze im erzkatholischen Polen machen die Lage für ungewollt Schwangere noch schwieriger. Während es Eliza Hittman phänomenal gelingt, diese emotionale Stimmung ihrer Protagonistin einzufangen, erzählt sie bei aller wichtiger feministischer Thematik doch eine immens filmische Geschichte. Dafür wurde der Film beim Sundance Festival und der Berlinale verdient ausgezeichnet. Eines der besten Dramen dieses seltsamen Kinojahres.