Bewertung: ***

Stromausfälle müssen oft als zeitgemäße Wunder herhalten. Für Jack Malik gehen die Lichter sehr schmerzhaft aus. Ein Bus erwischt den jungen Engländer samt Gitarre auf dem Fahrrad, während es überall auf der Welt für zwölf Sekunden dunkel wird. Der magische Moment wird ihm erst klar, als seinen Freunden beim Einweihen der Ersatzgitarre mit „Yesterday“ der Mund offen stehen bleibt. Wann er diesen Song geschrieben hat, wollen sie vom bis dahin erfolglosen Singer-Songwriter wissen. „Beatles, wer?“ Die Reaktion lässt ihn an einen bösen Scherz glauben. Jedenfalls so lange, bis Google Käfer und Papst Johannes Paul II. ausspuckt.

„Imagine there's no Beatles“. So gibt Jack die größte Song-Sammlung der Popgeschichte einfach als seine eigene aus und begeistert sogar Ed Sheeran (der spielt sich selbst).

Gibt sich selbstironisch: Popstar Ed Sheeran
Gibt sich selbstironisch: Popstar Ed Sheeran © UPI


Die Spielchen mit der genialen Prämisse sind der amüsanteste Teil des Drehbuchs von „Notting Hill“-Autor Richard Curtis. Der Humor stimmt, die Fragezeichen, die sich aus der alternativen Musik-Realität ergeben, lässt er jedoch links liegen. Wie zündet eine Beatles-Mania im Musikbusiness des Instagram-Zeitalters? Auch die inneren Konflikte des Hochstaplers darf der grandiose Hauptdarsteller Himesh Patel nicht erforschen. Curtis macht den Musikfilm nach dem Motto „All You Need Is Love“ zu einer holprigen Romantic Comedy mit Jacks ahnungsloser Kindheitsfreundin und Managerin Ellie (Lily James). Hier wurde viel Potenzial verschenkt.


Danny Boyle inszeniert wirkungsvolle Konzert-Szenen. Eine Aufsteiger-Geschichte à la „Slumdog Millionaire” oder einen Musikfilm mit Twist kann er aus „Yesterday“ aber nicht herausholen.