Oren Movermans Verfilmung von Herman Kochs 2009 erschienenem Roman „Angerichtet“ beginnt mit einem Ehestreit. Der ehemalige Geschichtslehrer Paul Lohmann (Steve Coogan) will partout nicht seine Frau Claire (Laura Linney) zur Abendessenseinladung seines Bruders in ein sauteures Gourmetlokal begleiten. Auch wenn der Bruder Stan (Richard Gere), ein Kongressabgeordneter, und dessen zweite Ehefrau Katelyn (Rebecca Hall) etwas Dringendes besprechen wollen. Warum nicht in der Wohnung, warum in dem Schnöselfresstempel?

Paul lässt sich schließlich breitschlagen und begleitet seine herausgeputzte Frau zum Restaurant. Dort fährt gerade Stan in einem Riesenschlitten mit seinem Namenszug darauf vor. Er befindet sich im Wahlkampf und will Gouverneur werden. Offensichtlich hatte er einen Streit mit seiner Frau, die Sekretärin zwingt ihn noch zu einem Telefonat. Stan kommt als Kotzbrocken daher.

Familiendrama

Im Lokal herrscht gespreizte Atmosphäre, zwischen Aperitif und Digestif spielt sich ein Familiendrama ab, das sich erst nach und nach durch Rückblenden und grandiose Darstellung enthüllt. Wir sehen auf der einen Seite die persönliche Tragödie von Paul. Ein Historiker mit einem Faible für die Schlacht von Gettysburg (1863), hochintelligent, mit scharfem Durchblick gesegnet und gleichzeitig psychisch schwerstens bedient. Und dann bringt ihn ein Konflikt mit seinem 16-jährigen Sohn Michael (Charlie Plummer) auf die Spur eines unfassbaren Verbrechens, das auch der Anlass für das gemeinsame Abendessen ist. Michael und Stans Sohn aus erster Ehe haben ordentlich Dreck am Stecken. Wie damit umgehen?

Was zu Beginn ein wenig verwirrend herüberkommt, klärt sich im Laufe des Abends auf. Die verfeindeten Brüder finden Gemeinsamkeiten. Als große Frage steht im Raum: Wie mit der Wahrheit, so bitter sie auch schmeckt, umgehen? Und: Wie buchstabiert man eigentlich den Begriff Zukunft?