Aufregend: Regisseur Guillermo del Toro schickt seinen Hauptdarsteller Bradley Cooper durch einen Film noir. Die ganze Kritik zu unserem Film der Woche "Nightmare Alley" lesen Sie hier.

Sing 2 - Die Show deines Lebens

Bewertung: ***
In der Fortsetzung des Animationshits "Sing" aus dem Jahr 2016 wollen Koalabär Buster Moon und seine tierischen Freunde alles bisher Dagewesene mit einer extravaganten Bühnenshow in den Schatten stellen. Bevor das ambitionierte Musik- und Tanzspektakel aufgeführt werden kann, muss die Truppe jedoch einem einflussreichen Showbiz-Agenten garantieren, dass der frühere Superstar Clay Calloway ebenfalls mit von der Partie ist. Der in die Jahre gekommene Rocker (im Original: Bono) hat sich aber aus dem Musikgeschäft zurückgezogen und scheint wenig angetan vom Konzept der Show. Doch die Zeit rinnt und der Druck steigt: Buster und Co müssen den mürrischen Löwen irgendwie vom Gegenteil überzeugen. Das computeranimierte Abenteuer von Garth Jennings und Christophe Lourdelet wird gewiss keine neuen Maßstäbe setzen. Gewitzte Familienunterhaltung in knallbunter Bonbon-Ästhetik bietet das Sequel jedoch allemal. Der Songkatalog umfasst Evergreens wie auch moderne Charthits und sorgt für Mitschunkel-Garantie bei allen Altersklassen. POG

Moneyboys

Bewertung: ****
Sie schätzen das Geld, aber verachten ihn dafür, wie er es verdient. Fei (Taiwans Star Kai Ko) verkauft seinen Körper in der Stadt an Freier, um seine Angehörigen in der chinesischen Provinz zu sponsern. In atmosphärisch dichten Bildern erzählt Haneke-Schüler Bo Cheng unter dem Künstlernamen C.B. Yi in seinem in Cannes uraufgeführten Debüt die Geschichte von Fei und anderen titelgebenden Moneyboys zwischen Sex-Dates und dem Traum von Zugehörigkeit. Dem in China geborenen und in Österreich aufgewachsenen Filmemacher glückt eine Coming-of-Age-Story inmitten von Schuldgefühlen, Überlebensstrategie und Doppelmoral. Die Kamera kommt ihren Protagonisten sehr nahe, ohne voyeuristisch zu sein. Eine wunderbare und universelle Geschichte eines Kampfes für ein Leben in Selbstbestimmung. JS

Der Schein trügt

Bewertung: ***
Anhand von drei chronologisch ablaufenden Episoden zieht der Serbe Srdjan Dragojevic in seinem neuen Film Parallelen zu historischen Entwicklungen seines Heimatlandes. Alles beginnt in den frühen Neunzigern mit dem gutmütigen Stojan (Goran Navojec), der nicht schlecht staunt, als auf einmal ein Heiligenschein über seinem Kopf schwebt. Auf Hinweis seiner Frau nimmt der Flüchtling den Weg der Sünde, um das nervige Ding zu beseitigen. Doch der Schein hält sich hartnäckig, während der Kommunist eine Charakterwandlung durchmacht. Auf den zwei folgenden Zeitebenen begleitet der Film einen schizophrenen Künstler, der des doppelten Mordes bezichtigt wird. Die Qualität der Episoden mag variieren, doch die fantastisch angehauchte Tragikomödie sprüht nur so vor Einfallsreichtum und schwarzhumorigen Pointen. Politische Metaphern und brisante Religionskritik liefern zusätzlichen Gesprächsstoff. POG

In Liebe lassen

Bewertung: ****
Der 40-jährige Schauspiellehrer Benjamin (Benoît Magimel) ist unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Seine fürsorgliche Mutter Crystal (Grande Dame Catherine Deneuve) steht ihrem todkranken Sohn auf dessen Leidensweg zur Seite. Benjamin selbst fällt es aber schwer sein Schicksal zu akzeptieren, da der gescheiterte Schauspieler glaubt, der Nachwelt nichts Wertvolles zu hinterlassen. In seinen letzten Lebensmonaten erhält er tatkräftige Unterstützung vom geschätzten Onkologen Dr. Eddé (Dr. Gabriel Sara) und der Krankenschwester Eugénie (Cécile de France), die einen persönlichen Draht zu ihren Patientinnen und Patienten herstellen. Nun heißt es, Wunden der Vergangenheit zu heilen und sich auf das Unausweichliche vorzubereiten. In Momenten drückt das französische Drama zu sehr auf die Tränendrüse, doch siegt letztlich die menschliche Komponente. Ein bewegender Film über Trost und Empathie im Angesicht der Ausweglosigkeit. POG