Der Österreichische Filmpreis 2021 war fest in Frauenhand: Eingebettet in eine Hommage ans Kino der Regie-Brüder Arash und Arman T. Riahi mit vielen Überraschungen, Schmähs, politischen Plädoyers, diversen Gesten und Gästen sowie Freunden auf der Bühne feierte die Filmbranche gestern Abend im Wiener Globe nach schwierigen eineinhalb Jahren sich selbst, das Comeback der Kinos, die Vielfalt des heimischen Filmschaffens und die ausgezeichneten Werke des Vorjahres. Wichtigste Begleitung bei der launigen Show: die Fächer vor den Tischchen. Die Wetterprognosen hielten: es war heiß. Vom Feiern hielt das an diesem Abend aber niemanden ab.

Der Gewinnerfilm des Abends war Sandra Wollners sinnlicher, beklemmender und stetig verstörender Anti-Wohlfühlfilm„The Trouble with Being Born“ über ein Androidenmädchen und die Bedürfnisse ihrer Besitzer: bester Spielfilm, beste Maske und beste Tongestaltung. Dazu darf sich die gebürtige Steirerin, die dafür schon u.a. auf der Berlinale, der Viennale oder der Diagonale ausgezeichnet wurde, über den Regie-Preis freuen. Und die allerbeste Nachricht: Der Film läuft noch vereinzelt in den Kinos. "Tausend Dank, es ist mir wirklich eine Ehre", sagte die Regisseurin in ihrer kurzen Dankesrede und lobte ihr "fantastisches Team". Es behaupten, so Wollner weiter, zwar alle, sie hätten das beste Team, "aber wir hatten das beste".

Als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet: Sabine Derflingers Publikumshit„Die Dohnal“ über die erste Frauenministerin Johanna Dohnal, der Schnitt der gebürtigen Grazer Editorin Niki Mossböck wurde ebenso prämiert. Da Sabine Derflinger gerade in Italien dreht, nahm Ko-Produzentin Claudia Wohlgenannt die Auszeichnungen entgegen und widmete sie u.a. der jungen Generation, die für Geschlechtergerechtigkeit kämpft oder den Frauenhäusern - eine Erfindung von Johanna Dohnal.


Evi Romens neunfach nominiertes Coming-of-Age-Drama „Hochwald“ durfte sich über drei Preise freuen: U. a. wurde Thomas Prenn für seine famose Performance als beste männliche Hauptrolle geehrt, der Preis für die beste weibliche Hauptrolle ging an Christine Ostermayer für „Ein bisschen bleiben wir noch“. Prenn wandte sich via Videobotschaft aus Cannes - er ist in Sebastian Meises Film "Große Freiheit" zu sehen - ans Publikum:  "Diese Auszeichnung soll bei meinen Eltern stehen, weil ich anders als die Figur, von der wir erzählen, in großer Liebe aufwachsen durfte. Und wie bei der Diagonale vor einigen Wochen gab es stehende Ovationen für die Mimin Ostermayer: "Ich bin sprachlos. Bei mir hängt es wahrscheinlich damit zusammen - nicht böse sein -, dass ich ein Alter erreicht habe, wo man denkt: Die wird eh bald weggehen."

Omid Memar („7500“) und Edita Malovcic („Quo Vadis, Aida?“) reüssierten für ihr Spiel in den Nebenrollen. Apropos „Quo Vadis Aida?“: Die wuchtigen Bilder für den oscarnominierten und vielfach prämierten Polit-Thriller über das Massaker von Srebrenica stammen von der Steirerin Christine A. Maier, die dafür gestern Abend den Kamerapreis gewann. Ein bisschen Hollywood-Glamour für St. Marx.


In der Kategorie der Kurzfilme darf sich der gebürtige Schladminger Dominik Hartl über die Auszeichnung für seine Filmakademie-Arbeit „Die Waschmaschine“ über den Online-Verkauf des Geräts mitsamt unvorhersehbaren Konsequenzen freuen. Produziert wurde der mehrfach preisgekrönte Film übrigens vom gebürtigen Voitsberger Chris Dohr. Der Preis für das beste Drehbuch geht indes an Patrick Vollrathund den in Graz aufgewachsenen Senad Halilbasic für den hoch spannenden Entführungsthriller „7500“.

Über den Preis für den publikumsstärksten Film darf sich Erwin Wagenhofer für seinen Mutmachfilm "But Beautiful" freuen. Der Preis wird seit dem Vorjahr vergeben und 2022 kommt, nach jahrelanger Kritik, noch ein Preis hinzu: jener für experimentelles bzw. innovatives Kino.

TV-Tipp: Höhepunkte der Gala, heute 19.30 Uhr, ORF III.
oesterreichische-filmakademie.at