Das Filmjahr 2020 bringt Rückblicke, Remakes und Randständiges. Den Reigen der Reihen läutet am 2. April das James-Bond-Abenteuer Nr. 25 ein: "Keine Zeit zu sterben" versammelt Zauderzampano Daniel Craig doch noch einmal in seiner Paraderolle, worin er abermals auf Österreichs Hollywoodexport Christoph Waltz als Blofeld und erstmals auf Freddie-Mercury-Verkörperer Rami Malek als weiteren Bösewicht trifft - allesamt inszeniert von "True Detective"-Regisseur Cary Joji Fukunaga.

"Wonder Woman" Gal Gadot kehrt zurück
"Wonder Woman" Gal Gadot kehrt zurück © AP

Heldinnen

Schmalhans ist indes in der Ursuppe der Superhelden Küchenmeister - zumindest im Vergleich zum üppigen Menü, das in den Vorjahren serviert wurde. Immerhin findet der feministische Hit "Wonder Woman" unter dem Beititel "1984" ab Juni seine Fortsetzung. Hauptdarstellerin Gal Gadot kehrt zurück und bekommt es nostalgisch genug in den 1980er Jahren mit gleich zwei Gegenspielern zu tun: Cheetah (Kristen Wiig) und Maxwell Lord (Pedro Pascal). Ebenfalls um weibliche Heldinnen geht es bereits Ende April in der Marvel-Ausgabe "Black Widow", wenn Scarlett Johansson die Vorgeschichte zu "Avengers 4: Endgame" durchspielt. Die Männlichkeitsfahne bereits im Titel trägt da "The King's Man", das im September mit "The Beginning" die Genese des Superagenten zeigt.

"Black Widow" mit Scarlett Johansson kommt Ende April in die Kinos
"Black Widow" mit Scarlett Johansson kommt Ende April in die Kinos © APA/AFP/CHRIS DELMAS

Altbewährte Horrorkonzepte

Weit eifriger gemetzelt wird da im Horrorgenre, wobei sich die Studios auch hier auf altbewährte Konzepte verlassen. Die "The Purge"-Reihe zeigt im Juli nun bereits zum fünften Mal die eine Nacht, in der in den USA jedes Verbrechen straffrei bleibt - dieses Mal todsicher und jetzt aber wirklich echt zum letzten Mal, während John Krasinski seinen Überraschungshit "A Quiet Place" über ebenso geräuschempfindliche wie aggressive Aliens im März fortsetzt. Im Vergleich schon Routiniers in der Fortführung sind da die Macher der "Halloween"-Saga, die - nachdem Michael Myers schlicht nicht totzukriegen ist - auch 2020 mit "Halloween Kills" und Jamie Lee Curtisim Oktober weitergeht. Retrocharme verströmt schließlich auch "Candyman" im Juni, wenn Jordan Peele ("Get Out") als Produzent den Klassiker aus den 1990ern um den Mann mit Hakenhand, der erscheint, wenn man vor einem Spiegel fünfmal seinen Namen sagt, wiederaufleben lässt.

Tom Cruise wirft sich nach 30 Jahren wieder in den Kampfpilotenanzug
Tom Cruise wirft sich nach 30 Jahren wieder in den Kampfpilotenanzug © ddp images

Nostalgiefaktor

Apropos nostalgische Remakes: Wer erinnert sich noch an Eddie Murphys "Der Prinz aus Zamunda" aus 1988? Im Dezember wird das Ganze ebenso fortgesetzt wie die neue Agatha-Christie-Reihe von Neo-Hercule-Poirot Kenneth Branagh, der ab Oktober den "Tod auf dem Nil" klärt. Der Zamunda-Prinz der Lüfte war 1986 Tom Cruise, der in "Top Gun" abhob und nun nach über 30 Jahren im Juli erneut in den Kampfpilotenanzug schlüpft. Ebenfalls in die Kiste mit den gut abgehangenen Klassikern greifen wird 2020 Kultregisseur Steven Spielberg, der zu Weihnachten die "West Side Story" nach Leonard Bernstein wiederbelebt.

Steven Spielberg verfilmt Leonard Bernsteins "West Side Story"
Steven Spielberg verfilmt Leonard Bernsteins "West Side Story" © Chris Pizzello/Invision/AP

Aus den unbeschwerten 1980ern

Ebenfalls aus der vermeintlich unbeschwerten Epoche der 80er stammen die "Ghostbusters", deren Ausgabe Nr. 3 im August die Geister das fürchten lehrt, während die etwas gehobenere Monsterunterhaltung im März "Godzilla vs. Kong" zu bieten hat, wenn Riesengorilla auf Atommonster trifft. Ein Monster der anderen Art steigt indes mit Vin Diesel im Mai zum geschlagenen 9. Mal in die Rennschlitten von "Fast & Furious".

Schlachtfelder

Auch abseits der 80er-Nostalgie blickt das angelsächsische Kino 2020 zurück in vermeintlich gloriose Vergangenheiten. Bereits am 16. Jänner startet Sam Mendes mit seinem optisch beeindruckenden Ersten-Weltkriegsepos "1917", der scheinbar in nur einer Einstellung zwei Soldaten über die Schlachtfelder Belgiens folgt, während am 30. Jänner Indiehit Greta Gerwig mit "Little Women" sogar noch weiter zurückblickt und vier Schwestern in den erzkonservativen USA der 1860er auf den Weg der Selbstbestimmung schickt.

Ab 14. Februar im Kino: Die Doku "Die Dohnal" von Sabine Derflinger
Ab 14. Februar im Kino: Die Doku "Die Dohnal" von Sabine Derflinger © APA/HERBERT NEUBAUER

Der österreichische Film

Da lässt sich der österreichische Film nicht lumpen und blickt ebenfalls auf die Geschichte der Frauenbewegung zurück, wenn am 14. Februar Sabine Derflingers großrecherchierter Dokumentarfilm "Die Dohnal" über die SPÖ-Vorkämpferin für Frauenrechte anläuft. Auch Johannes Holzhausens Arbeit über die rumänische Thronerbin, die er in "The Royal Train" auf der Reise durch die nunmehrige Republik begleitet (ab 31. Jänner) oder Harald Friedls Nahrungshuldigung "Brot" (ab 21. Februar) reihen sich in die traditionell starke dokumentarische Flanke des österreichischen Kinos ein.

Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzkyhat sich indes Hermann Hesse genähert und mit "Narziss und Goldmund" eine Literaturadaption gedreht, die mit Jannis Niewöhner und Sabin Tambrea zwei Stars des deutschen Kinos in den Hauptrollen des asketischen Mönchs Narziss und seines lebenslustigen Schützlings Goldmund vorweisen kann und ab 12. März zu sehen ist.

Und ein zumindest österreichisches Thema kann mit Terrence Malick ein weiterer Meisterregisseur vorweisen, hat der Kinomagier doch mit "Ein verborgenes Leben" die Geschichte des heimischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter verfilmt und dafür mit August Diehl respektive der Oberösterreicherin Valerie Pachner deutschsprachige Stars engagiert, die ab 30. Jänner auf der Kinoleinwand zu sehen sind.