Man sah ihn sogar ein einem österreichischen Film. In Andreas Prochaskas „Das finstere Tal“ verkörperte SamRiley, mittlerweile 39, den schweigsamen Helden Greider. Schon 2007 hatte der Brite aus Lees in „Control“ seinen großen Durchbruch gefeiert. Dann war er als Rabe „Diaval“ neben Angelina Jolie in „Maleficent – Die dunkle Fee“, Disneys phantasievoller Version von „Dornröschen“ zu sehen. Nach fünf Jahren ist endlich die lang erwartete Fortsetzung da: „Maleficent 2 – Mächte der Finsternis“ läuft jetzt in unseren Kinos. Ein Interview mit Sam Riley im Berliner „Soho House“.

Diaval hat im ersten Teil der dunklen Fee Maleficent ewige Treue geschworen. Gilt das noch immer?
Sam Riley: Nun ja, anfangs war Diaval viel unruhiger, weil er Angst vor Maleficents Macht und Magie hatte. Inzwischen hat sich jedoch eine Art Freundschaftsverhältnis ergeben, und das führte dazu, dass er nun den Mut hat, ihr manchmal auch zu widersprechen.

Angelina Jolie als Maleficent.
Angelina Jolie als Maleficent. © AP

Angelina Jolies Maske als Maleficent ist abermals ungeheuer beeindruckend.
Riley: In der Tat glauben manche Leute, auch am Drehort, immer noch, dass das echt ist. Erst, wenn sie drüberwischen, merken sie, dass es sich um kunstvollstes Make-up handelt. Nur mein fünfeinhalbjähriger Sohn Ben ließ sich nicht täuschen. Wahrscheinlich war er schon zu oft am Set. Ihn hat es auch nicht erschreckt, als er mich nach Kampfszenen mit geschminkt blutiger Nase und blauem Auge sah. Das schien ihn eher zu amüsieren.

Auch Teil zwei wirkt immens aufwändig?
Riley: Da wurde in der Tat an nichts gespart. Du kommst dir als Schauspieler richtiggehend unbedeutend vor, wenn du beobachtest, dass pro Tag oft 300 Statisten in den Pinewood Studios sind, mit Pferden und Waffen und zusätzlichem Klimbim, und über allem thront Angelina mit ihren Hörnern. Da habe ich mich manchmal gefragt: Ist das noch Arbeit oder Zauberei?

Noch dazu, wo Sie ja als ziemlich schwer arbeitender junger Mann angefangen haben, In einem Warenhaus, als Barkeeper, in Spezialmission in Fußballstadien. . .
Riley: Ja, und daher weiß ich, dass es härtere Jobs im Leben gibt, als Filmschauspieler zu sein.

Was betrachten Sie als das Schwierigste am Schauspieler-Beruf?
Riley: Das hat schon der große Laurence Olivier beantwortet: Du wirst hauptsächlich dafür bezahlt, dass du zwischen den einzelnen Szenen oft endlos warten musst. Für die Bankett-Szene in „Maleficent 2“ etwa haben wir zum Beispiel sieben Tage gebraucht. Aber für mich sind Dreharbeiten noch immer so beeindruckend, dass ich in den langen Pausen nicht in meinen Wohnwagen flüchte, sondern dabei bleibe und den anderen zuschaue.

Angelina Jolie ist so häufig, natürlich auch durch ihre Ehe und die Trennung von Brad Pitt, in den Schlagzeilen, dass kaum jemand weiß, wie sie wirklich ist? Also, wie ist Sie in Ihren Augen?
Riley: Sie ist eine exzellente Schauspielerin. Eine sehr unterschätzte, denke ich. Sie hat mittlerweile bewiesen, dass sie auch eine sehr gute Regisseurin ist. Und vor allem ist sie ein großer Star. Sie hat das Charisma und die Aura eines großen Stars, das kann man nicht lernen. Ich kann mir denken, worauf Sie anspielen. Da und dort wird sie auch als Albtraum geschildert. Dem kann ich mich nicht anschließen. Am Drehort ist sie sehr beliebt, sie grüßt jeden, ist außerordentlich höflich mit dem Team, hat keine Allüren. Das gilt übrigens auch für Michelle Pfeiffer, die die Königin verkörpert.

Ihre ganz persönliche Erfahrung mit Angelina?
Riley: Sie ist auch respekteinflößend. Beim ersten „Maleficent“-Film war ich noch viel zu nervös. Lange wagte ich nicht, sie Angie zu nennen. Das geschah damals erst gegen Ende der Dreharbeiten, da forderte sie mich geradezu auf: „Sag Angie zu mir!“

Und zuvor?
Riley: Habe ich sie vor lauter Ehrfurcht immer als „Herrin“ angesprochen.

„Maleficent“ ist „Dornröschen“ nachempfunden. Haben Sie ein Lieblingsmärchen?
Riley: Lassen Sie mich nachdenken. Ja, das war wohl „Hänsel und Gretel“. Hat mir Angst gemacht, hatte jedoch sicher auch einen pädagogischen Sinn. Es hat meinen Bruder und mich jedenfalls davon abgehalten, heimlich aus dem Haus zu schleichen und nachts durch den Wald zu streifen.

Und wer war Ihr erster Kino-Superheld?
Riley: Christopher Reeve als Superman. Er war der Grund, warum ich mir später die Filme, in denen andere die Rolle spielten, nicht mehr anschaute.

Sie sind mit Schauspielerkollegin Alexandra Maria Lara verheiratet, die Sie am Set des vielgelobten Films „Control“, in dem Sie den Sänger Ian Curtis verkörperten, kennenlernten. Für sie sind Sie Wahl-Berliner geworden. Leben Sie gerne hier?
Riley: Zuallererst liebe ich meine Frau. Aber dann auch Berlin. Ich mag die Stadt, weil alles so gut funktioniert. Ich habe sogar gelernt, korrekt einzuparken. In meiner Heimatstadt Leeds macht man das eher schlampig. Doch wenn du in Berlin nicht ordentlich einparkst, sind sofort fünf Leute da, die Dir mit dem Zeigefinger drohen. Und es ist auch schön, in einem Land zu leben, das Fußballspiele meistens gewinnt.

Haben Sie durch Ihre Frau Deutsch gelernt?
Riley: Durch sie, die deutsche TV-Fassung der „Simpsons“ und „DSDS“. Dennoch ist mein Deutsch nicht so perfekt. Man muss mich noch immer synchronisieren.

Ihre Meinung als Brite zum Brexit?
Riley: Das Ganze ist überhaupt erst entstanden, weil man Menschen, die enttäuscht und mit ihrem Leben in Großbritannien unzufrieden waren, mit falschen Versprechungen irregeführt hat. Meine Hoffnung in Sachen Brexit ist nach wie vor, dass er nicht kommt.