Kannten Sie Udo Jürgens oder lag Ihnen einer seiner Hits besonders am Herzen?
HEIKE MAKATSCH: Wirklich zum Begriff wurde er mir erst bei den Dreharbeiten, als ich in einem großen Teil des Oeuvres den Refrain zu vielen seiner Lieder mitsingen durfte. Als Jugendliche hingegen war ich eher mit subkultureller Musik befasst. Ende der Achtzigerjahre war Udo Jürgens ja nicht unbedingt der Sänger für 18-jährige Mädchen. Heute weiß ich: Er war ein genialer Musiker mit großartigen Texten, der Millionen von Menschen erreicht hat.

MICHAEL OSTROWSKI: Mein Draht zu Udo Jürgens reicht in meine Kindheit zurück. Wer erinnert sich nicht an seinen Song „Vielen Dank für die Blumen“ zur „Tom & Jerry“-Serie oder an den wunderbaren Text zu „Tausend Jahre sind ein Tag“: „Was ist Zeit? Was ist Zeit? Was ist Zeit?“ Diese Lieder habe ich als Heranwachsender Tausende Male gehört, und ich dachte immer: Der singt wirklich gut! Seine Musik hat mich ein Leben lang begleitet, ein bisschen wie die der Beatles. Udo Jürgens, denke ich, ist heute ein Teil der österreichischen Kultur.

PASQUALE ALEARDI: Bei den Vorbereitungen zu diesem Film habe ich gemerkt, wie gut komponiert und zeitlos Udos Lieder sind, und wie sehr sie ins Mark treffen. Sie werden von einer gewaltigen Dramaturgie unterstützt, denn sonst würden sie einen kalt lassen. Bei unserer Kinopremiere in Berlin war ich zunächst skeptisch. Dann habe ich echt gestaunt, wie stark der Szenenapplaus war. Der bekannte und exzellente Schauspieler Oliver Masucci kam nachher zu mir und spendete mir für meine Leistung ein detailliertes und spezifisches Lob. Dabei hat er mir immer in die Augen geschaut, und ich wusste: Er meint es wirklich so. Nach den bisherigen Premieren bin ich mir sicher: Dieser Film macht glücklich.



Frau Makatsch, mit der Show- und Musikbranche von damals waren Sie ja auch schon konfrontiert, als Sie 2009 die legendäre Hildegard Knef gespielt haben.
MAKATSCH: Da war es ähnlich. Ich kannte Lieder von ihr, doch ich hatte mich nicht so sehr damit beschäftigt. Ich war zu jung dafür.
Im Film „Ich war noch niemals in New York“ verkörpern Sie eine nervige TV-Moderatorin, die sehr nahe dran ist, ihren Job zu verlieren. Erinnerte Sie das an die eigene Vergangenheit, als RTL 2 im Jahr 1997 die wöchentliche „Heike Makatsch Show“ nach acht Folgen wegen mangelnder Publikumsresonanz absetzte?

Heike Makatsch muss ihre Überfahrt abarbeiten
Heike Makatsch muss ihre Überfahrt abarbeiten © Universal

MAKATSCH: Also, ich sehe die Moderatorin im Film, nachdem ich sie ja gespielt habe, nicht als nervige Person. Es gibt verlorene Dinge, die ihr einst wichtig waren, und an deren Stelle sie Sachen gesetzt hat, die sie erfüllten. Das glaubt sie fälschlicherweise. Ja, und das mit RTL 2 ist schon sehr, sehr lange her. Das war kein unbedingt lebenswichtiger Einschnitt, aber so ist es halt im Leben. So lange man weiß, warum man etwas macht, kann man auch gut mit Misserfolgen leben oder damit, dass es halt von anderen nicht angenommen wurde. Aber das Leben geht weiter.

Die Herren Ostrowski und Aleardi, zwei absolute Heteros und Familienväter, als schwules Paar. Wie sind Sie sich vorgekommen?
ALEARDI: Meine beiden Söhne sind erst drei und eineinhalb Jahre alt, also noch zu klein, um den Film zu sehen. Aber ich freue mich, wenn sie einmal so weit sein werden, weil sie dabei auch lernen können, dass es verschiedene Arten von Liebe gibt.

OSTROWSKI: Als „absoluter Hetero“ und zwölffacher Vater werde ich mit meinen Kindern sicher ins Kino gehen, damit der Kartenverkauf angekurbelt wird. Im Film bin ich ja blond. Ich habe ihnen Fotos vom Dreh geschickt und sie haben mich nicht erkannt. Zumal ich auch das erste Mal seit Jahren komplett rasiert war. Auf den Bildern sah ich aus wie ein Zwölfjähriger. Aber gut, es ist ja Ziel eines Schauspielers, dass man immer wieder ganz anders sein darf, und das hat funktioniert.

ALEARDI: Mich hat es mit dem Make-up auch ordentlich erwischt. Ich gehöre zwar zu den wenigen, die keine Perücke tragen mussten, aber sie haben mir blaue Kontaktlinsen verpasst und ich musste wie wahnsinnig trainieren. Doch das hatte Sinn. Alle Schwulen, die ich kenne, gehen erwiesenermaßen gern ins Fitnessstudio.

Pasquale Aleardi und Michael Ostrowski
Pasquale Aleardi und Michael Ostrowski © Universal



Gab es bei den Dreharbeiten Dinge, an die Sie sich speziell erinnern?
MAKATSCH: Ja, ich habe jene Sequenzen besonders geliebt, in denen ich mit Moritz Bleibtreu in einer Kiste lag. Da haben die beiden Gelegenheit, einander ihre Geschichten zu erzählen, und bei zweien, die einander spinnefeind sind, entwickelt sich auf einmal Liebe. Das hat Spaß gemacht, das waren toll geschriebene Texte mit einem tollen Partner.

Wie geht es in Ihrem beruflichen Leben weiter? Welche Pläne haben Sie in nächster Zeit?
MAKATSCH: Ich bin mitten in den Dreharbeiten zu „Neun Tage wach“, einem Crystal-Meth-Drama, in dem mein Sohn das Opfer ist. Vorher habe ich „Gott, du kannst ein Arsch sein“ abgedreht, die Kinoadaption des gleichnamigen Buches von Frank Pape. Darin erzählt er vom Schicksal von Stefanie, die als kaum 16-Jährige erfährt, dass sie Krebs hat. In der kurzen Zeit, die ihr bleibt – es sind 296 Tage –, feiert sie das Leben.

ALEARDI: Ich spiele weiterhin die Rolle des Kommissars Dupin in den Bretagne-TV-Krimis der ARD. Folge acht ist abgedreht. Diesmal fällt ihm im wortwörtlichen Sinn eine Leiche vor die Füße. Es wird richtig brutal, die Auflösung ist sehr heftig, und Dupin ist gezwungen, sich auch mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und erstmals tritt auch seine Mutter auf.

OSTROWSKI: Ich wirke im zweiten Teil der sogenannten Passau-Krimis mit. Wir drehen im November in München und Passau. Außerdem bin ich in einem Kinofilm über Rainer Werner Fassbinder dabei, den Oskar Roehler inszeniert. Und 2020 mach ich, gemeinsam mit meinem Theater-im-Bahnhof-Partner Helmut Köpping, einen Kinofilm mit dem Titel „Der Onkel/The Hawk“. Spielen werde ich auch – den Onkel, wen sonst?