Zwischenapplaus und Mitgeklatsche bei den Ohrwürmern von Udo Jürgens: Die Weltpremiere von „Ich war noch niemals in New York“ in Köln zauberte immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht von Klaus Graf, Co-Produzent der Leinwandadaption. Der Kärntner, der schon Udos Familiensaga „Der Mann mit dem Fagott“ auf den Bildschirm brachte, hat sieben Jahre Arbeit in diese Musicalverfilmung gesteckt.
Quietschbunt, rasant und schwungvoll: Das 2007 in Hamburg uraufgeführte Musical „Ich war noch niemals in New York“ bildet die Grundlage für die zwei Gute-Laune-Stunden.

Anders als bei der ABBA-Fortsetzung „Mamma Mia! Here We Go Again“, bei der die Handlung zwischen den Songs eher dürftig ist, lebt dieser Musicalfilm von einem stringenten und herzerwärmenden Plot, vielen gut aufgelegten Schauspielstars, herzlicher Situationskomik, starken Frauenfiguren und feinsinnig choreografierten Tanzszenen. Regisseur Philipp Stölzl, der zuletzt in Bregenz mit „Rigoletto“ auftrumpfte, aber auch schon Musikvideos mit Rammstein oder Madonna inszenierte, beherrscht sein Handwerk und setzt auf eine Show voller Bühnenästhetik.

„Die erste Drehbuchfassung entstand noch zu Udos Lebzeiten“, erinnert sich Graf, „die Charaktere blieben die gleichen, die Geschichte haben wir aber im Laufe der Entwicklung etwas verändert, die ursprünglich zu einfache Handlung mehr verzweigt.“ Außerdem fügte man drei Udo-Kompositionen hinzu, die im Bühnen-Musical nicht vorkommen – etwa das relativ unbekannte „Illusionen“. Gedreht wurde fast ausschließlich im Studio – das Schiff wurde in Köln nachgebaut, die Straßen von New York in Sofia.

Worum geht’s? TV-Moderatorin Lisa (Heike Makatsch) kämpft mit sinkenden Quoten ihrer Klatsch-Show. Als ihre Mutter (Katharina Thalbach) nach einem Sturz im Spital liegt und von dort aus ausbüxt, fällt ihr ein, dass diese immer von einer Schiffsreise nach New York geträumt hat. Deswegen entert sie mit ihrem schwulen Stylisten Fred (Michael Ostrowski) den Dampfer und ehe sie sich versehen, hat er sich schon in Bewegung gesetzt. Alle drei müssen sich den Aufenthalt erarbeiten – in der Putzkolonne. Und: Alle drei werden, wir befinden uns an Bord eines Musicalfilms, vor die größten Herausforderung ihres Lebens gestellt: die Liebe zuzulassen. Die Szenen auf dem Schiff zwischen Zauberkasten, Deck, Pool und Gala sind die besten. Uwe Ochsenknecht betört als alternder Gigolo und Heike Makatsch trägt den Film neben Schauspielstars Moritz Bleibtreu und einem optisch, kaum wiederzuerkennenden Ostrowski. Große Emotionen, großes Kino. Und eine Extraportion Kitsch-Sahne.
Udos Bruder Manfred Bockelmann war nach der Weltpremiere „emotional unglaublich berührt“. In unseren Kinos legt der Dampfer am kommenden Freitag ab.
Der Soundtrackmit Heike Makatsch, Michael Ostrowski & Co. als Sänger ist bei Sony Music erschienen.