Spätestens seit Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung ist sein Name auch Nicht-Bücherwürmern ein Begriff: J.R.R. Tolkien (Nicholas Hoult). Tolkien wächst dank der Gutenachtgeschichten seiner Mutter in einer Fantasiewelt voller Zauberer und Drachen auf. Bezeichnend dafür eine Anfangsszene in Dome Karukoskis („Kaffee mit Milch und Stress“) Biopic: Mit einer Drehlampe, die Märchenfiguren an die Kinderzimmerwand projiziert, erschafft Tolkiens Mutter einen mythologischen Mikrokosmos – den Grundstein für die spätere Karriere ihres Sohnes.

Dabei verläuft Tolkiens Kindheit nicht märchenhaft. Früh verliert er seinen Vater und muss von seiner Heimat Südafrika nach England ziehen. Seine Mutter, zu der er eine enge Beziehung hat, stirbt mit 36 Jahren an Diabetes. Im Alter von zwölf steht Tolkien als mittelloser Vollwaise und einem Priester als Vormund allein da. Doch bald wird klar, dass der spätere Oxford-Professor eine außergewöhnliche Begabung und Fantasie besitzt – der Rest ist Geschichte.

Karukoski setzt den Werdegang des „Mittelerde“-Erfinders – von Teenager-Erfahrungen bis zum Kriegstrauma – bildgewaltig in Szene. Tolkiens Fronteinsatz während des Ersten Weltkriegs bildet die Rahmenhandlung, in die die Lebensschilderung einmontiert ist. Die Suche nach einem verschollenen Freund in den Schützengräben nutzt Karukoski als Kontrast zu der unbeschwerten Collegezeit des heranwachsenden Literaten. Prägende Jahre, in denen Tolkien, von Kommilitonen inspiriert, beginnt, seine fantastischen Erzählungen niederzuschreiben. Viel Raum nimmt die Beziehung zu seiner Jugendliebe und späteren Ehefrau Edith (Lily Collins) ein, die im Biopic eine wichtige Rolle als Muse und Deus ex Machina spielt.

Bewertung: ****