Eine heiße Kartoffel ist vermutlich nicht der allererste Begriff, den man mit Batman in Zusammenhang bringt, aber wenn Sie Schauspieler Ben Affleck fragen würden, er hätte nur eine kurze, womöglich hysterische, Antwort: Nicht hingreifen! Für Affleck ist es zu spät, er hat den Bauchfleck schon hinter sich – der Lazarus-Effekt ist bei dieser Rolle ausgeschlossen. 2016 hat er das Cape des dunklen Superhelden nach Christian Bale übernommen – und ist abgestürzt. Es wäre besser gewesen, hätte er auf seinen Freund George Clooney gehört: „Mach es nicht!“, hat dieser ihn nach eigenen Angaben noch gewarnt.

Clooney weiß, wovon er spricht, er selbst ist durch das Batman-Jammertal gegangen. Und doch ist die Rolle begehrt wie nur wenige, auch, weil Batman beinahe kultische Verehrung genießt. Und so muss man über keine Divinatio, keine Sehergabe, verfügen, um schon jetzt sagen zu können: Auf Robert Pattinson, ab 2021 neuer Batman, kommen düstere Zeiten zu. Denn eines scheint gesichert: Auch der Schauspieler muss offenbar unter Maske und Cape über eine dunkle Aura verfügen, um die Gunst des Publikums zu erlangen. In seinem Vorleben als „Twilight“-Vampir hat er, zumindest was die dunklen Mächte betrifft, Blut geleckt. Auch mit Fledermäusen scheint er nicht zu fremdeln.

Robert Pattinson wird neuer Batman
Robert Pattinson wird neuer Batman © APA/AFP/FADEL SENNA

80 Jahre alt wurde der Superheld von DC-Comics im März, und doch ist kein Funken Altersmüdigkeit auszumachen. Im Gegenteil, Berufsberater würden jubeln, denn der Jubilar hat sich beständig weiterentwickelt. Ein Blick zurück zeigt sogar, dass seine Anfänge mit dem heutigen, sehr düsteren Batman nicht mehr viel gemeinsam haben, wie Harald Havas, Comic-Experte und Mitbegründer der heimischen Superheldentruppe ASH, auf ein wichtiges Detail hinweist: „Bei der Figur Batman gibt es noch ein Element, das von Anfang an ein wenig untergegangen ist: Batman ist eigentlich ein Detektiv. Einer, der im Dunkel der Nacht Kriminalfälle löst.“ Seine Verkleidung als Fledermaus war taktisches Kalkül, wie Havas mit leicht amüsiertem Unterton erklärt: „Schon in seiner ersten Geschichte erklärt er, warum er sich als Fledermaus verkleidet: Für ihn sind Verbrecher ,abergläubisches Gesocks‘ und wenn er als große Fledermaus auftritt, dann verbreitet er allein durch seine Präsenz Angst in den Herzen der Schurken.“

Das klingt ein bisschen putzig, aber entspricht auch der Realität, wie Comics außerhalb der Szene bis in die 1970er-Jahre rezensiert wurden – man hat sie schlichtweg nicht ernst genommen. Bestes Beispiel dafür ist die heute als Kult gefeierte 1960er-Jahre Serie „Batman“ mit Adam West in der Hauptrolle. Eine reine Parodie, wie Havas erklärt, und das betrifft nicht nur die Serie, sondern auch die eine oder andere Verfilmung: „Die Leute, die damals in Hollywood saßen und den Stoff verfilmt haben, haben ja die Comics gar nicht gelesen. Es wurde also nur die Oberfläche verfilmt und nicht die Substanz.“

Doch die Begeisterung für die Serie hält sich hartnäckig. Das liegt auch an den Schlaumeier-Sätzen, die Batman gerne zum Besten gab. Diese variierten von schräg-witzig („Eine gute Lektion, Robin: Geh nie ohne Zweitschlüssel aus dem Haus“) bis sehr politisch: „Ich bin überzeugt, dass die amerikanische Wählerschaft reif genug ist, um nicht auf billigen Varieté-Zauber hereinzufallen.“ Zumindest hier gibt es eine Gemeinsamkeit nicht nur mit der Batman-Philosophie, sondern mit jener der meisten Superhelden: immer Bezüge zur Realität herzustellen. Mag man mit Superkräften abheben können, aber bitte immer schön geerdet bleiben. Das sehen auch die Comic-Autoren von „Batman“ so, wie Harald Havas von einer Begegnung auf der Vienna Comic Con erzählt: „Den Autoren ist es ein großes Anliegen, den modernen Schrecken, den Horror der aktuellen Zeit in die Comics hineinzubringen – wie auch schon frühere Generationen ihre Bedrohungen hineingebracht haben.“

Das mag auch der Hintergrund dafür sein, dass in den 1980er-Jahren Batman im Comic durch Frank Miller deutlich düsterer wurde. Der dunkle Held, der 1939 als Gegenpart zum strahlenden Schönwetterhelden Superman erfunden wurde, hat sich endgültig in die Finsternis verabschiedet, auch in den Filmen. Damit hat man den Nerv des Publikums getroffen, so Havas: „Es ist den Machern gelungen, die Essenz, also das Dunkle, das Getriebene, die Verzweiflung sehr gut zu erfassen. Batman, der Underdog, der Rebell.“ Nicht zu vergessen: Batman ist immer noch ein Mensch. Aber einer, der zweifelt und nicht selten verzweifelt. Im Pantheon der Superhelden darf man das als Alleinstellungsmerkmal betrachten.

Und er kann gut als Vorbild herhalten, wie „Batman“-Zeichner Frank Miller Anfang des Jahres beim Comic-Festival in Angoulême erklärt hat: „In einer beängstigenden Welt ist Batman ein guter Typ. Er hat zwar keinerlei Superkraft, er kann nicht fliegen, er braucht ein Auto, aber er kämpft für das Gute.“ So gesehen könnten wir, wenn wir wollten, alle ein bisschen Batman sein.

Harald Havas, Mastermind hinter den Austrian Superheroes
Harald Havas, Mastermind hinter den Austrian Superheroes © ASH