Nach der Stagnation in den vergangenen zwei Jahren präsentierte die Vienna Film Commission in einer Pressekonferenz am Donnerstag ein erneutes Wachstum: Im Jahr 2018 wurden von der zentralen Service- und Anlaufstelle für Filmschaffende 604 Film- und TV-Projekte bearbeitet - ein Plus von 10,8 Prozent, freute sich Geschäftsführerin Marijana Stoisits. Für Freude sorgt auch das 10-jährige Jubiläum.

"Der Plafond ist doch nicht erreicht", so Stoisits zu der überraschenden Steigerung im vergangenen Jahr. Noch vor einem Jahr hatte sie gemeint, dass mit den zur Verfügung stehenden Fördergeldern keine besseren Ergebnisse erzielt werden können. Die Forderung nach größerer finanzieller Unterstützung bleibt jedoch aufrecht, obwohl man sich mit dem hohen Niveau der vergangenen Jahre bereits sehr zufrieden zeigte. Nicht nur die Anzahl der Projekte, auch jene der beantragten Drehgenehmigungen stieg - um 11,8 Prozent auf 928.

Wunsch nach mehr Fördergeld

"Die österreichische Filmwirtschaft blüht", sagte die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und bezeichnete das 10-Jahres-Jubiläum bewusst als "Kindergeburtstag": "Je größer Kinder werden, desto mehr muss man in sie investieren." Neben der Freude über das erfolgreiche Jahr wurde von beiden Seiten der Wunsch nach höheren Fördergeldern geäußert. Vor allem auf Bundesebene bestehe viel Luft nach oben, so Kaup-Hasler, die erst vor Kurzem Gespräche über eine bessere Dotierung der Wirtschaftsfilmförderung des Bundes geführt hat. Gegenüber den Wirtschaftspartnern wurde am Donnerstag mehrmals die Bitte nach einer höheren Förderung geäußert, bei der internationale Produktionen mit ihren Ausgaben unterstützt werden, wenn sie Wiener Filmschaffende beschäftigen. Im Mittelpunkt der Forderungen stand die Wirtschaftskammer Wien.

Nachteil für Streaming-Produktionen

Ein enormer Wettbewerbsnachteil bestehe für Österreich vor allem deshalb, weil TV-Serien und Produktionen für Streaming Dienste nach wie vor nicht antragsberechtigt für Incentives sind. Das Interesse sei jedoch groß. Mehrere Gespräche wurden im vergangenen Jahr mit der Streaming-Plattform Netflix geführt - die meisten davon ohne Erfolg, so Stoisits. Viele Projekte würden an Nachbarländer verloren gehen, die mit Steuersenkungen und diversen anderen Anreizen locken. Prag und Budapest beispielsweise hätten den Wert einer prosperierenden Filmwirtschaft früh genug erkannt und dementsprechend investiert. Heute hätten sie Wien als Filmstandort bereits überholt.

Wien als Drehort sehr gefragt

Nichtsdestotrotz blickt man sehr positiv auf das Jahr zurück. 124 internationale Produktionen aus allen Kontinenten haben 2018 um 184 Drehgenehmigungen angesucht. Unter den vielen heimischen Produktionen war die aufwendigste die TV-Serie "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" unter der Regie von David Schalko. Ein weiterer Höhepunkt war die Netflix-Produktion "Berlin Station" von Regisseur Hagen Bogdanski. Zu den gefragtesten Motiven der Stadt gehören nach wie vor Gärten, Parkanlagen und Spielplätze - mit 205 von den Wiener Stadtgärten (MA42) ausgestellten Drehgenehmigungen. Auf Platz zwei im Motiv-Ranking liegen die Wiener Märkte, gefolgt von der Donauinsel und dem Donaukanal als drittbegehrteste Drehorte in Wien.

"Es wird in Wien überall gedreht", meinte Marijana Stoisits hinsichtlich der Bezirksverteilung. Gedreht wurde 2018 nämlich prinzipiell in allen Bezirken Wiens. Mit 24,73 Prozent der Drehaktivitäten in Wien liegt der 1. Bezirk jedoch klar vorne. Zweitbegehrtester Bezirk ist die Leopoldstadt, die vor allem mit dem grünen Prater viele Filmschaffende lockt. Der Bezirk mit den wenigsten Filmdrehs 2018 ist Meidling, Agentur Archive - document view woraufhin sich die dort aufgewachsene Kulturstadträtin prompt für Führungen durch den Bezirk zur Verfügung stellte.