Eine Trophäe in Bayern: Wie war Ihnen, als Sie das erfuhren?
OTTO: Ich war doppelt überrascht. Bayerisch ist für mich ja ausländisch. Ich hab’ kein Wort verstanden, als sie mich anriefen. Und dann noch dazu den Kabarettpreis. Ich bin ja weder Bayer noch Kabarettist.

Was dann?
Wertfreier Alleinunterhalter. Zu mehr hat es nicht gereicht.

Wo befindet sich momentan Ihr Bundesverdienstkreuz Erster Klasse?
Es ist im Otto-Museum in meiner Heimatstadt Emden zu besichtigen. Die Leute stehen Schlange.

Taugt es Ihnen, so viele Auszeichnungen zu bekommen?
Ich mache mir Gedanken, ob da nicht manche Leute schon auf mein baldiges Ableben spekulieren.

Gibt es eine spezielle Auszeichnung, die Sie noch gerne hätten?
Mir fehlt eigentlich nur, dass man mich zum Weltkulturerbe erklärt.

Im Kino sind Sie demnächst in der deutschsprachigen Version von „Der Grinch“ zu hören. War Ihnen dieser Stoff ein Begriff?
Seit ich die Version mit lebendigen Schauspielern sah. Jim Carrey war der Grinch. Danach habe ich mich ein bisschen informiert. Der Autor Dr. Seuss ist für die USA ja das, was die Gebrüder Grimm für uns sind.


Wie sind Sie zu diesem Angebot gekommen?
Sicher dadurch, dass ich in „Ice Age“ den Sid gesprochen habe. Als ich zusagte, schickte mir der Produzent Chris Melandrani, Chef der Firma „Illumination“ („Ich, einfach unverbesserlich“), ein Video, auf dem er mir versicherte, er sei über meine Zusage hocherfreut, weil ich als Sid so „außerordentlich“ war.

Im Original spricht Benedict Cumberbatch den Grinch. Eigentlich ein Kontrastprogramm zu Ihnen?
Der gibt ihn seriöser, mit noblem Flair. Ich hingegen habe ihm Otto-spezifischen Geist eingehaucht. Das wird sicher erkennbar. Wichtig war auf jeden Fall, mit ihm zu einer Einheit zu verschmelzen.


Der Grinch hasst nichts so sehr wie Weihnachten, das Fest der Liebe. Also beschließt er, es allen so richtig zu verderben. Könnte der Grinch ein Ostfriese gewesen sein?
Alles möglich. Aber dann doch nicht, denn die Ostfriesen sind liebenswert, freundlich, kommunikativ, aufrecht – und ab und zu ein bisschen besoffen.

Was bedeuten Ihnen persönlich Weihnachten?
Viel. Wir haben das Fest zu Hause in Emden immer gefeiert und dabei gesungen.

Erinnern Sie sich an ein denkwürdiges Weihnachtsfest?
Ja, das war, als mein Bruder Karl-Heinz, er war für mich mehr als ein Bruder, auch Kamerad, nicht dabei sein konnte. Als Elektroingenieur war er erstmals mit einem Schiff namens „Stadt Emden“ ausgelaufen, in Richtung Osaka. Da brach die Suezkrise aus. Sein Schiff musste einen Riesenumweg machen, er konnte nicht rechtzeitig zu Weihnachten bei der Familie sein. Da sagte unser Vater: „Wir singen nicht ‚Stille Nacht’, sondern ‚Junge, komm bald wieder’.“ Noch heute feiere ich mit meinem Bruder gemeinsam, wenn nicht hier, dann in meinem Haus in Florida. Unter Plastikpalmen und mit dem Kunstlicht der Sonne. Dann stimmen wir gemeinsam ‚Otto fröhliche’ an. . . Lieber sind mir natürlich Weihnachten im Schnee.

Am 22. Juli wurden Sie 70. Merken Sie Ihr Alter? Haben Sie je an Leisertreten gedacht?
Muss ich das denn? Es gibt noch so viel zu tun, und ich spiele nach wie vor vier Mal pro Woche Tennis. Ich habe ja auch schon mit Thomas Muster gespielt – und Musik gemacht. Er ist ein toller Schlagzeuger. Mit Boris Becker spielte ich auch, sogar vor ein paar tausend Zuschauern bei einem Charity-Turnier.

Wie ist das gelaufen?
Er hat mich immer brav angespielt. Mir ist es ja nicht so wichtig, dass ich gewinne. Hauptsache, es ist keiner besser als ich.

Würden Sie gerne jünger sein?
Ich fühle mich zehn Jahre jünger. Es gab Zeiten, da wollte ich gerne zehn Jahre älter sein. Damals, um den Film „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ mit der halbnackten Blondine Marion Michael zu sehen. Aber ich hab’ es eh geschafft, mich hineinzuschummeln.

Können Sie sagen, Sie seien heute rundum glücklich?
Im Moment – ja. Wollen Sie mir das vorwerfen? Der Grinch zum Beispiel ist es nicht. Deshalb musste ich mich in diese Figur reinfinden. Somit eine echte Charakterrolle. In Wirklichkeit hat er aber manchmal einen genauso naiven Charme wie Sid, nur dass den die Leute lieber haben.

Ihr Buch „Kleinhirn an alle“ ist teils auch eine Hommage an Ihren langjährigen großartigen Manager Hans-Otto Mertens, der sehr krank ist. Hätten Sie es je geschafft, die Marke Otto so zu managen wie er?
Nie. Ich habe es ja im Buch geschrieben: Als harmoniebedürftiger Mensch, der ich bin, sollte man mir nie Vertragsverhandlungen überlassen. Man würde mich dabei auch sicher nicht ernst nehmen, denn ich neige schon allein aus Gleichgültigkeit zu Lösungen, die von jenen, die davon profitieren, gerne als „fairer Kompromiss“ bezeichnet werden. Ja, man könnte sagen: Ich bin in dieser Beziehung ein Trottel.

Wie empfinden Sie Ihren Beruf als Spaßmacher?
Spaßmachen ist gar nicht mein Beruf. Ich mache nur Kohle damit. Aber das macht Spaß.

Was bedeutet Ihnen Gled?
Ehrlich: Allzuviel Gutes kann auch sehr schön sein.

Ihr „Wappen“ sind die Ottifanten. Wie sind sie entstanden?
Sie waren ursprünglich das Resultat eines missglückten Selbstporträts. Die Nase war mir zu groß geraten. Ich habe sie nochmals verlängert, und das war dann der erste Ottifant. Mein Vater hat freiwillig für eine soziale Wohnbaugemeinschaft gearbeitet. Einmal nahm er mich zu einem Innenanstrich mit. Mein einziger Beitrag: Ich habe meinen Namen und ein rundliches Rüsseltier in ein frisch lackiertes Fensterbrett eingeritzt. Mein Vater hätte mir fast einen Farbeimer nachgeworfen. Da ahnte ich noch nicht, dass das mein Markenzeichen werden sollte. In der Schule habe ich es im Kunstunterricht perfektioniert.

Zwei Ehen sind schief gegangen, das ist weniger spaßig. Haben Sie nie darunter gelitten?
Schon, nach der ersten Scheidung hat mich die Trennung von Frau und Kind am stärksten getroffen. Ich musste erst lernen, damit umzugehen. Nicht leicht, denn ich komme aus einer heilen Welt und bin, das habe ich wohl von meinem Vater, sehr harmoniebedürftig. Habe ich ja eben schon gesagt.

Ihr Sohn heißt Benjamin Karl Otto Grigori. Wie ist heute Ihr Verhältnis zu ihm?
Wunderbar. Früher war ich ihm peinlich. Heute leitet er den Versand der Ottifanten-Abteilung, und bei meinen Tourneen betreut er die Video-Technik. Er ist sehr stolz, zum Team zu gehören. Jüngst hat er den Pilotenschein gemacht, und manchmal fliegt er mich zu Terminen.

Wären Sie trotz der gescheiterten Ehen bereit für eine neue Beziehung?
Gerne. Ab und zu. Ich bin auch auf der Suche. Die Vorrichtung dafür habe ich ja.

Wann kommen Sie wieder nach Österreich?
Im Jahr 2020, mit einem neuen Programm. Sachertorte. Tafelspitz beim Plachuta. Apfelstrudel, Zwetschkenröster. Marillenknödel. Unzählige Germknödel. Wiener Schnitzel. Powidldatschkerl. Salzburger Nockerln. Linzertorte. Tirolergröstel. Montafoner Käsesuppe. Blunzen. Schilcher. Grüner Veltliner. Blaufränkischer. Gelber Muskateller, Grauburgunder. Und, und, und. Und vor allem die Menschen: die haben Otti sooo lieb. Und ich sie auch.

Haben Sie ein neues Kinoprojekt?
Ja, für 2019. Es betitelt sich „Catweazle“. Das ist eine Figur aus dem frühen Mittelalter, die, auf der Flucht vor Druiden, in die Neuzeit kommt.

Aufhören war nie angedacht?
Nein: Ich werde wahrscheinlich auf der Bühne sterben. Aber ich weiß nicht, ob es für diese Vorstellung noch Tickets gibt.