Ernst Jandl würdigte ihn einst als „Mutter“ der Wiener Gruppe, die gemeinsam mit ihren „Sprösslingen“ Artmann, Bayer & Co. eine Art poetischen Wiederaufbau nach 1945 wagte. Doch nicht nur als sprachkünstlerische „Trümmerfrau“ hat sich Gerhard Rühm einen Namen gemacht. Der Sohn eines Wiener Philharmonikers studierte zunächst Klavier und Komposition und nahm Unterricht beim Zwölftöner Josef Matthias Hauer. Eine Folge davon waren avantgardistische Kompositionen mit Titeln wie „geräuschsymphonie“ oder „ein-ton-musik“.
Dass Rühm letztlich zum Professor für freie Grafik an der Kunsthochschule Hamburg avancierte, wo er bis 1995 lehrte, führt sein enormes künstlerisches Potenzial vor Augen. Im Klagenfurter Musil-Haus ist nun sein komplexes Schaffen in konzentrierter Form zu bestaunen. In einer kleinen Werkschau, die der Kulturwissenschaftler Erec Gellautz in den Räumen des Musil-Instituts zusammengestellt hat, trifft man vor allem auf Beispiele von Rühms visueller Poesie und Musik.

Gleich am Beginn des Rundgangs hängt eine sogenannte Einworttafel mit der Aufschrift „Und“, laut Gellautz ein Hinweis auf das „Verbindende und Intermediale“ im Schaffen des Künstlers, der wie kein anderer „die Grenzbereiche von Medien, Gattungen und Künsten“ auslotete und dabei „neue stilprägende Formate entwickelte“. Zu Letzteren gehören auch Schreibmaschinenideogramme, Bildgedichte aus collagierten Fotografien, Künstlerbücher, die mit ihren Schwärzungen („Vertuschungen“) und Cut-outs an Arnulf Rainer erinnern oder Mischformen aus Musik und Bildnerei, wie etwa filigrane Zeichnungen auf Notenpapier (Melogramme). Dazu zeigt man Videos mit Lautgedichten und „Tuschfilme“, die in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Animationsfilmer Hubert Sielecki entstanden.
Am Freitagabend wird Gerhard Rühm gemeinsam mit seiner Frau Monika Lichtenfeld im Musil-Institut eines seiner Sprechkonzerte geben.  Am Samstagnachmittag folgt dann ein Gespräch des 90-Jährigen mit Ausstellungskurator Erec Gellautz.
Einen Stock tiefer wird am 6. November ein anderer Jubilar gewürdigt. 140 Jahre nachdem Robert Musil in der Klagenfurter Bahnhofstraße das Licht der Welt erblickte, wird für den Dichter ein riesiges Geburtstagspackerl geöffnet. „Es hat mit Musils Erzählung ,Tonka‘ zu tun und stammt vom Künstlerduo Tausendplus“, verrät Heimo Strempfl, der Leiter des Musil-Museums.