Vor sechs Jahren durchquerten Sie mit Ihrem Fahrrad den afrikanischen Kontinent und legten dabei 15.000 Kilometer zurück. Wie kam es zu dieser Reise?
ANSELM PAHNKE: Nach dem Bachelor hatte ich es satt, mich mit der Theorie zu beschäftigen und brach mit Studienkollegen zu einer Fahrradtour durch Afrika auf. Nachdem die beiden frühzeitig nach Hause geflogen sind, entschied ich mich, alleine weiterzufahren. Diese Konfrontation mit mir selbst, ohne Lärm der Gesellschaft, war die größte Herausforderung.

In Ihrem Film sieht man Sie tagelang durch leere Steppen fahren. Die Aufnahmen vermitteln großteils einen friedlichen Eindruck. Manch einen Zuseher mag das überraschen?
Unser Eindruck von Afrika ist durch die Medien geprägt. Die gefährlichen Hotspots betreffen nur einen kleinen Teil des Kontinents. Es ist arrogant von uns zu denken, dass wir allen Menschen dort helfen müssen, als wäre unsere europäische Lebensideologie die einzig richtige.


Dennoch: Während Ihrer Expedition erkrankten Sie an Malaria und wurden vom Militär festgenommen. Bewegen Sie sich da nicht auf einem schmalen Grat zwischen Leichtsinn und Abenteuerlust?
Auch wenn wir heutzutage versuchen, uns in jeder Hinsicht abzusichern oder es zu verdrängen: Das Leben ist und bleibt unsicher. Wenn wir uns dem Tod nähern, fühlen wir uns auf eine gewisse Weise auch lebendiger, mehr in der Gegenwart, denn es zählt das Jetzt.

Was verbindet die beiden Kontinente Europa und Afrika miteinander?
Einerseits die Sehnsucht nach Frieden und der Wunsch nach einem guten Leben. Andererseits aber auch die Angst vor Entfernung und Grenzen. Das Nichtwissen bringt die Menschen durcheinander.

Was fasziniert Sie am Reisen?
In Österreich ist es nicht einfach, sich ohne Ablenkung auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es gibt eine große Sehnsucht nach einem Alltag, der nicht programmiert ist. Rhythmus tötet die Zeit. Beim Reisen geht es darum, sich selbst zu erleben, aus der Komfortzone auszubrechen.

Im autobiografischen Roman „Allein nach Alaska“ stellt Christopher McCandless ernüchtert fest: Glück ist nur echt, wenn man es teilen kann. Ein Widerspruch zu Ihrer Erfahrung?
Nein, denn ich zeige in meinem Film, wie schön es ist, sein eigener Freund zu werden, Vertrauen zu sich selbst zu finden. Es heißt ja auch, dass man andere nur lieben kann, wenn man sich selbst liebt. Das ist es, was ich vermitteln will.

War es schwierig, sich nach der Reise wieder zu Hause einzugewöhnen?
Anfangs hat es mir die Beine weggerissen. Bei uns geht es immer um die Zukunft, das ist es, was einen Menschen hier ausmacht. Es ist schwer, das Leben aus dem Alltag zu gestalten. Ängste kommen von außen und übertragen sich.

Was kann man tun, um dieses Muster zu durchbrechen?
Man kann damit beginnen, Routine zu streichen, sich fragen „Was habe ich heute Neues erlebt?“ Später erinnert man sich vor allem an diese Momente. Ein leichtes Leben bleibt nicht in Erinnerung.