Man nehme: Eine blasierte Nocken, einen französisch palavernden Schafskopf, ein kribbliges Gigerl, eine jungfräuliche Zicke, eine scharfe Staude, etliche Pferdefüße und einen, der sich dazwischen zerspragelt.

Weltweit gilt der Eintopf als Wunderwuzzi der guten Küche. Sollte uns das spanisch vorkommen, also als „Ollapotrida“ von Alexander Lernet-Holenia, dann hat dieses Mischmasch alles, um der Renner der Spittaler Komödiensaison zu werden.

Galopp

Außer einigen (zum Teil vorgespielten) Gefühlsausbrüchen passiert nichts, aber das perfekt. Denn in der Inszenierung von Mercedes Echerer stimmt – hier ist von der Vorpremiere für Kleine Zeitung-Leser am Mittwoch die Rede – jedes Detail. Da wird souverän das Glas aus der Luft gefangen, über die Türschwelle gesegelt, aus dem Stand umgekippt, ein Hocker übersehen und ein Hocker Pferdeapfel beseitigt, den der wutschnaubende Rittmeister (glaubwürdig durchgeknallt: Markus Tavakoli) praktisch im Galopp verloren hat.

Rittmeister Rosenzopf versteht gar nichts mehr: Markus Tavakoli mit Reinhardr Winter
Rittmeister Rosenzopf versteht gar nichts mehr: Markus Tavakoli mit Reinhardr Winter © Marco Riebler

Lotterbett

Dabei beginnt die Salonkomödie sehr bedächtig. Denn Marie Lassarus (Angelica Ladurner gibt eine umwerfende Mischung aus fadisiert, lasziv und naiv) ist – „na, geeeeh“ – einfach nicht in Stimmung das Lotterbett von Henninger (Reinhardt Winter als Schneider, der sich als Couturier fühlt) zu verlassen; obwohl ihr Ehemann (gierig bis in die Fingerspitzen: Walter Ludwig) vor der Tür steht. Der sucht allerdings nicht seine Angetraute bei Henninger, sondern Unterschlupf mit zwei Damen, was wiederum deren Anhang (bewussten Rittmeister, sowie den Vater und den Verlobten der anderen) auf den Plan ruft. Als Henningers Diener Toison d’Or (Goldenes Vlies muss man heißen!) stolpert Michael Köhler von einer Slapstick-Einlage zur nächsten.

Anhängliche Geliebte: Angelica Ladurner mit Reinhardt Winter
Anhängliche Geliebte: Angelica Ladurner mit Reinhardt Winter © Marco Riebler

Komödienmotor

Die elegante Sprache ist ein Vergnügen, wenn Marie Lassarus dann noch jeden Satz beim Wort nimmt, schnurrt der Komödienmotor nur so dahin. Jede Figur hat eine eigene Tonlage und eine typengerechte Mimik. Während Julia Urban als Charlotte Rosenzopf so lächelt, als würde sie ihr Gegenüber gleich verschlingen, zeichnet Clara Diemling die junge Clara Ende fast schamlos harmlos. Ihrem Vater gibt Günter Lieder besorgte Würde, als ihr Verlobter zittert Paul Graf vor Empörung bis in die Oberlippe.
Alles in allem: ein köstlicher Bühneneintopf; gute 100 Minuten auf gepflegter Flamme, voller Esprit und fein verteilter Spitzen. Bon appétit!