"Die Regisseurin muss tief religiös sein“, stellt Peter Turrini fest und zieht sein Wollhauberl tiefer in die Stirn. Für eine Winterszene in seinem Domizil im niederösterreichischen Kleinriedenthal habe es tatsächlich geschneit; und entgegen der Prognose war das Wetter an den drei Drehtagen in Maria Saal dann „fast schön“.

Regisseurin Danielle Proskar, über deren Spielfilm „Karo und der Liebe Gott“ der Autor richtig ins Schwärmen gerät, relativiert: „Wir haben uns das Wetter schön geredet, aber schließlich sind auch Turrinis Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Maria Saal mehr als durchwachsen,“ sagt Proskar. Außerdem könne man sich mit einem kleinen Budget (epo-film- Produktionsleiter Florian Brandt wollte keine Zahlen nennen; die Carinthia Film Commission fördert mit 5.000 Euro) keine Ausfälle leisten.

Am Ausgangspunkt

Für Proskar ist es der erste Film über einen Autor und „eine sehr erfreuliche Arbeit“. Für Turrini sind es nicht die ersten Dreharbeiten im alten Heimatort, entstand hier doch auch Ruth Riesers Filmporträt „Peter Turrini. Rückkehr an meinen Ausgangspunkt“.

Der Autor mit Regisseurin Danielle Proskar und Kameramann Stephan Mussil
Der Autor mit Regisseurin Danielle Proskar und Kameramann Stephan Mussil © Markus Traussnig


Dass Turrini bei Proskar nichts zu sagen hat, kommt ihm derzeit sehr entgegen: „60 Jahre lang habe ich immer die Pappn aufgerissen, jetzt gebe auch keine Interviews mehr“, stellt er klar. Solche sind auch nicht vorgesehen. Der Film steigt über Turrinis Kinderbuch „Was macht man, wenn...“ ein. Proskar nimmt seine Rede zum Republiksjubiläum „Nachrichten aus Österreich“ (zorniger Untertitel „Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher“) als roten Faden, um seine wichtigen Themen unterzubringen (Antisemitismus, Ausbeutung der Arbeiterklasse etc.) und stellt seine Literatur in den Mittelpunkt.

Sendetermin zum Geburtstag

In der 45-Minuten-Doku, die rund um den 75. Geburtstag von Peter Turrini (26. September) einen Sendetermin in ORF 2 bekommen soll, sagt Turrini nichts, sondern liest: Lyrik, seine Reden, aus seinen Bühnenstücken. Er steht am Grab seiner Eltern auf dem Friedhof in Maria Saal, geht langsam Richtung Ratzendorf, schaut aus einem Fenster zum Dom, schreibt oder kommt in Gestalt des 13-jährigen Maximilian Maringer als Bub ins Bild – mit Kameramann Stephan Mussil hat Proskar einen Meister seines Fachs an der Seite, 2017 erhielt Mussil die Goldene Romy für die beste Doku „Die Königin von Wien und ihr Hotel - Anna Sacher“.
Nach knappen elf Drehtagen (in Kleinriedenthal, Wien, einer kurzen Episode mit Gerhard Haderer in Linz und Maria Saal) wird die Doku ab Mitte Mai geschnitten. Die Musik liefert Saxofonist Edgar Unterkirchner passend zu den Bildern. „Beim Schnitt wäre ich gerne dabei,“ holt sich Peter Turrini nach der letzten Einstellung gleich das Okay von Danielle Proskar.


Rund um seinen Geburtstag wird er mit Lebensgefährtin Silke Hassler „auf einer Alm untertauchen“. Der Halbrunde wird aber sowieso in den Schatten gestellt – von der Vorfreude auf zwei Produktionen: Am Theater in der Josefstadt kommt Turrinis Stück „Gemeinsam ist Alzheimer viel schöner“ heraus. Zusammenfassung des Autors: Zwei streiten sich immer wilder, kennen sich mit fortschreitendem Alzheimer nicht mehr und verlieben sich dann wieder ineinander. Und am Münchner Gärtnerplatztheater wird im April 2020 die Schubert-Oper von Johanna Doderer mit seinem Libretto uraufgeführt. Turrini: „Sie macht neue und unglaublich schöne Musik und das ist schon eine Freude“.