Seit der Daumen am Smartphone zum trainiertesten Körperteil avanciert, gewinnt der zeitgenössische Tanz an Notwendigkeit. Wann erlebt man schließlich so viel Körper, Schweiß und Sinnlichkeit wie im Publikum einer Tanzperformance? Wo wird Liveness mehr potenziert als in einem Festival - etwa dem Festival Gibanica?

Zum neunten Mal richtet der Slowenische Dachverband für zeitgenössischen Tanz das biennale Tanz- und Performancefestival Gibanica an verschiedenen Orten in Laibach/Ljubljana aus. Ab 27. Februar präsentiert eine dreiköpfige internationale Jury ihre zehnteilige Auswahl aus 38 Einreichungen. Die komprimierte Leistungsschau zählt zu den maßgeblichen Aktivitäten der professionellen slowenischen Tanzcommunity. Alle eingeladenen Kunstschaffenden rittern um zwei Preise: den Publikumspreis sowie den Großen Preis der Jury. In der Jury sitzt übrigens heuer die Leiterin des Wiener brut Kira Kirsch.

Das Gibanica-Programm zeigt eine höchst lebendige Szene, deren gemeinsamer Nenner die Vielfalt ist. Gender und Generation werden ebenso verhandelt wie Fragen zur Form, die Beziehung zum Publikum oder innovative Zugänge zu Raum und Zeit. Einige Namen sind bereits in Kärnten bekannt: Jurij Konjar gastierte im Art Space stift Millstatt und im Center for Choreography Bleiberg/Pliberk, Leja Jurišić spielte beim Festival Spectrum in Villach, Matija Ferlin performte beim Festival Pelzverkehr in Klagenfurt und Maša Kagao Knez trat in St. Jakob im Rosental auf.

Fast alle sind nun mit neuen Arbeiten in Laibach vertreten. Neben den Arrivierten lernt man den talentierten Nachwuchs kennen, etwa Veronika Valdes in ihrem beklemmenden Solo „Locked“. Drei Round-Table-Gespräche über Tanzausbildung, Institutionalisierung sowie den neuen Expressionismus im Tanz runden das Festival ab. Eröffnet wird mit der Burlesque-Show „Matilda and her Buns“, die das Märchen vom zeitgenössischen Tanz als trockene Kunstgattung ad absurdum führt.