Ein architektonisches Großprojekt sorgt derzeit in London für Aufsehen: Unter dem Titel "Centre for Music" soll eine Konzerthalle entstehen, die Kommentatoren mit Großprojekten wie der Hamburger Elbphilharmonie vergleichen. Für das Projekt haben sich das Barbican Centre, das London Symphony Orchestra (LSO) und die Guildhall School of Music & Drama zusammengetan. Kosten: rund 330 Millionen Euro.

Ende Jänner wurde das architektonische Konzept des New Yorker Büros Diller Scofidio + Renfro präsentiert. Der futuristische, sich nach oben verjüngende Turm, der in LSO-Chef Simon Rattle einen gewichtigen Fürsprecher hat, soll auf dem Areal des derzeitigen "Museum of London" entstehen. Dieses ist derzeit im Barbican Centre beheimatet und wechselt 2023 den Standort.

Campus "umstülpen"

Der Plan sieht vor, den "nach innen gerichteten" Campus des Barbican - der Bau wurde 1983 eröffnet - nach außen zu stülpen, um einen "neuen, offenen, verkehrsfreien öffentlichen Raum" zu schaffen. Geplant ist eine auf mehreren Ebenen bespielbare Plaza, der eigentliche Konzertsaal darüber soll bis zu 2.000 Plätze beherbergen, von dem jeder einzelne "ein guter Sitz" sein soll, wie es auf der Projektwebsite heißt. Laut "Hamburger Abendblatt" ist mit Yasuhisa Toyota auch derselbe Akustiker wie in der Elbphilharmonie mit an Bord.

Flexibler Konzertsaal

Unter der Spitze des pyramidenartigen Gebäudes findet sich laut Entwurf ein weiterer, intimerer und flexibler Konzertsaal ("The Coda"), in dem zeitgenössische und Jazz-Konzerte stattfinden sollen und der einen atemberaubenden Blick auf die Londoner Skyline in Aussicht stellt. Sollte das Projekt so realisiert werden, versprechen die Organisatoren "ein ikonisches neues Tor" zu Londons wachsender "Kultur-Meile". Die Stockwerke zwischen dem Konzertsaal und dem kleinen Saal unter dem Dach sollen für kommerzielle Nutzungen reserviert sein.

Heimat des London Symphony Orchestra

Betrieben würde das Musikzentrum vom Barbican, das sein bisheriges Kunstprogramm dadurch "signifikant erweitern" könnte. Darüber hinaus wäre das "Centre for Music" Heimat des London Symphony Orchestra und die Basis für das "Institute for Social Impact" der Guildhall School. Die veranschlagten Baukosten von 330 Mio. Euro (288 Mio. Pfund) sollen von privaten Spendern aufgebracht werden; die Stadt London hat im Vorfeld 2,5 Mio. Pfund für die Vorbereitungen bereitgestellt und nunmehr fast dieselbe Summe für die nächste Projektstufe versprochen.

"Neues Symbol der Stadt"

Die Kritiker, die einen schlechten Zeitpunkt für ein derartiges Projekt wittern, hat Simon Rattle, Leiter des London Symphony Orchestra, bereits wissen lassen: "'Jetzt' ist nie der richtige Zeitpunkt, um irgendetwas Neues zu machen." Einen Vergleich zu Hamburg zieht Nicholas Kenyon, Managing-Director des Barbican gegenüber dem "Guardian": "Die Konzerthalle in Hamburg ist zu einem neuen Symbol der Stadt geworden, wie es die Disney-Hall für Los Angeles war. Denken Sie, was die Tate Modern zu Beginn des Jahrtausends für das Profil der bildenden Künste erreicht hat. Wir können dasselbe für die Musik im 21. Jahrhundert schaffen."