Für die Karwoche ist im letzten halben Jahrtausend sehr viel Musik komponiert worden. Manches davon strahlt über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart. Etwa die Klagelieder des Jeremias von Thomas Tallis, Orlando di Lasso oder die Tenebrae von Carlo Gesualdo, alles Musik die für die Finstermetten der Karwoche komponiert worden ist.

Die bedeutendste Karwochenmusik sind aber die Passions-Vertonungen von Johann Sebastian Bach. Auch Händel und Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel haben da Bedeutendes geschaffen, doch Johann überragt sie bei weitem. Bei den CD-Aufnahmen von „Johannes-Passion“ und „Matthäus-Passion“ muss man die von Nikolaus Harnoncourt dirigierten erwähnen. Nicht aus Lokalpatriotismus – die frühen Aufnahmen (1966 bzw. 1970) sind zwar aufnahme- und spieltechnisch durchaus mangelhaft, aber voller Seele, während die späten (1995 bzw. 2000) mit emotionaler Wucht überwältigen.

Die "alte" Johannes-Passion unter Harnoncourt von 1966
Die "alte" Johannes-Passion unter Harnoncourt von 1966 © Teldec
Die eben neu erschienene Einspielung der Johannes-Passion unter Philippe Herreweghe.
Die eben neu erschienene Einspielung der Johannes-Passion unter Philippe Herreweghe. © Phi

Alternativen zu Harnoncourt gibt es natürlich unzählige, verwiesen sei auf zwei neuere Einspielungen der "Johannes-Passion". Unter der Leitung von René Jacobs enstand 2015 eine wunderbar gesungene Fassung. Und ganz frisch ist eine Neuaufnahme unter Philippe Herreweghe erschienen: eine sanft-kontemplative Einspielung, die dennoch bewegt ist und den letzten Rest an Weihrauch vertreibt.

Wer den TV-Sender Stingray Classica im Digitalpaket hat, kann morgen am Karfreitag beide Passionen hören (um 14 Uhr eine "Matthäus-Passion" aus Lissabon und um 21 Uhr eine "Johannes-Passion" mit den Berliner Philharmonikern), während der MDR morgen um 23.50 Uhr live eine „Johannes-Passion“ für drei Personen sendet, zu der Sänger aus der ganzen Welt zugeschaltet werden. Und die Zuschauer sind eingeladen, bei den Chorälen mitzusingen. Es ist die "Online-Fassung" eines Projekts, das eigentlich erst im Sommer stattfinden hätte sollen, mit Tausenden Sängern am Platz vor der Dresdner Frauenkriche.

Zum Schluss noch eine Empfehlung für eine Ausstellung in Graz: Das Kreuz wird in der Hofgalerie im Steiermarkhof Graz zum Gegenstand einer großen Ausstellung, in der 40 Künstler sich mit diesem Symbol auseinandersetzten. Hermann Nitsch, Herbert Brandl, Günter Brus, Matta Wagnest und viele andere zeigen weit gespannte Deutungen. Die Schau „Weg-Kreuz“ bietet einen virtuellen Rundgang, der am Gründonnerstag um 7.30 Uhr online geht.