Die Ermordung von George Floyd und der dahinter steckende Rassismus steckte die USA in Brand. Die ewig gültige Formel „Music is a Healer“ muss gerade jetzt gelten. „Black Lives Matter“ – eine Wahrheit, die auch die Rückständigen und Intoleranten zur Kenntnis nehmen müssen. Und daran, dass „schwarze“ Musiker in allen Stilrichtungen großartige Songs abliefern, besteht auch kein Zweifel.

Der zehnfach erbrachte Beweis:

Den Anfang macht eine eher obskure Nummer aus dem Jahr 1983: Mit „If the people only knew“ stärkte Gary Byrd und seine GB Experience seinen schwarzen Mitbürgern das Selbstvertrauen. Protoptypischer, früher Rap und ein genialer Refrain mit einiger wichtigen Botschaft – eine Wiederentdeckung. Der kürzlich verstorbene Bill Withers war ein stiller Großer, der nicht übermäßig viel veröffentlichte, vieles davon überdauerte aber die Jahrzehnte. Aus dem genialen Album „Live At Carnegie Hall“ sei „Let Us Love“ empfohlen. Michael Kiwanuka ist einer der hell aufgehenden Sterne am Himmel des Old-School-Soul: „I Need Your Company“ ist ein etwas älteres Stück, das seine unbestreitbaren Qualitäten aber bereits klar zeigt. Ben Harper, der Maestro zwischen Funk und Blues, ist seit vielen Jahren ein Qualitätslieferant: „The Will To Live“ ist ein akustisches Aufbäumen. Große Kunst. Die A-Seite beschließt ein zartes Stück von Rodriguez: „Crucify Your Mind“ ist ein starkes Statement des obskuren Künstlers, der über Jahrzehnte verschollen war und den die Dokumentation „Sugar Man“ wieder auf die Konzertbühnen spülte.

„Winter in America“ von Gil Scott-Heron ist ein Paradestück eines Exzentrikers – und gerade jetzt passt er schmerzhaft gut. 46 Jahre alt und doch noch brandaktuell. Zeit für einen kurzen Schwenker in Richtung Reggae: „Turn Your Lights Down Low“ ist eine der nicht ganz so bekannten Nummern des unsterblichen Bob Marley und seinen Wailers. Die romantische Seite, die er hier offenbar, steht ihm gut. „Bad Bad News“ hat Leon Bridges im Gepäck – und ja, davon kommt derzeit gerade aus den USA reichlich. Den „Change“ beschwor Tracy Chapman in ihrem 2005er-Album „Where You Live“ herauf. Nun, manchmal braucht der Wandel offenbar etwas länger. Chapman, die sich seinerzeit noch blutjung mit den zwei Liedern „Fast Car“ und „Talkin‘ About A Revolution“ in den Musikannalen verewigte: immer eine gute Wahl. Den instrumentalen Abschluss macht Robert Glasper, der auch Hip-Hop kann, aber hier wunderschönen Jazz vorlegt: „So Beautiful“, in der Tat.

Zuletzt würdigte auch Bernd Melichar die Proteste in den USA mit einem Mixtape. 

Der Tod oder besser: Mord (Bürgermeister Jacob Frey) an George Floyd in Minneapolis muss hier nicht weiter diskutiert werden, das schockierende Video spricht für sich.

Statt Worten wollen wir hier die Musik sprechen lassen und haben deshalb Songs ausgewählt, die alle eines gemein haben: Sie handeln vom Unrecht, das der schwarzen Bevölkerung in den USA (und anderswo) noch immer widerfährt, von der Benachteiligung auf allen Ebenen, von Hass, unverhohlenem Rassismus und Ausgrenzung -  aber diese Songs handeln auch  vom ungebrochenen Stolz dieser Menschen und von der Kraft, immer wieder laut gegen dieses Unrecht anzuschreien.

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