Ein Diener sieht nichts, ein Diener hört nichts, aber er weiß alles. Diese Idee zieht sich wie ein roter Faden durch den Dokumentarspielfilm "Das Große Welttheater - Salzburg und seine Festspiele", der am Freitagabend in Schloss Leopoldskron - dem Hauptschauplatz des Films - in Salzburg erstmals präsentiert wurde. Der Diener plaudert aus dem Nähkästchen der Festspielgeschichte.

Filmemacherin Beate Thalberg, die schon Anna Sacher und ihrem Hotel eine filmische Reverenz erwiesen hat, hat Franz Swatosch, den langjährigen Diener von Festspiel-Mitbegründer Max Reinhardt, als Erzähler in den Mittelpunkt des Films gestellt. Gespielt wird er von Florian Teichtmeister. Seine Darstellung verwebt Thalberg geschickt mit historischen Fotografien, Filmen und Dokumenten. Das Spiel Teichtmeisters und die alten Aufnahmen verschmelzen zu einem Ganzen. Man könnte meinen, Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal oder Helene Thimig sitzen wirklich an der schön gedeckten Tafel im Schloss.

Der Diener erzählt dabei rund um echte und fiktive Tischgesellschaften, über die Höhen und Tiefen des weltberühmten Festivals und seine wichtigsten Protagonisten. Schauspieler haben den zu sehenden historischen Protagonisten ihre Stimme für die meist authentischen Zitate geliehen. Der 54-minütige Spielfilm, der bei der Präsentation viel Applaus erhielt, ist eine Koproduktion von ORF, ARTE, G.E.I.E., BR und pre tv. Erstmals gezeigt wird er am 1. August um 20.15 Uhr auf ORF 2.

"Ein eleganter Blick in die Welt von Gestern", sagte Festspielintendant Markus Hinterhäuser im Rahmen der Präsentation über den Film. Es habe ihn sehr berührt, die Festspielgründer Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss, den jungen Gottfried von Einem oder Bert Brecht in Originalaufnahmen zu sehen. Der Film mache deutlich, wie sehr 100 Jahre Festspielgeschichte auch 100 Jahre europäische Kulturgeschichte seien, erklärte Hinterhäuser. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler hob die historische Genauigkeit bei gleichzeitiger Emotionalität hervor. "Der Film gibt ein Gefühl dafür, in welcher Stimmung die Festspiele entstanden sind", freute sich Rabl-Stadler.

Das aufwendig recherchierte Filmprojekt biete einen charmanten Blick auf ein Stück wichtiger Kulturgeschichte, sagte ORF Generalintendant Alexander Wrabetz. "Das große Welttheater" sei auch ein filmisches Dokument der Partnerschaft des ORF mit den Salzburger Festspielen und zeige die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als elektronisches Gedächtnis des Landes. Viele wertvolle Aufnahmen aus dem Archiv hätten in den Film oder die Landesausstellung zum Jubiläum der Festspiele Eingang gefunden.

Der Diener schaffe Distanz, er sei aber auch eine herrliche Identifikationsfigur, verriet Thalberg zu ihrer Annäherung an das Thema. Er stehe - wie das Publikum - am Rande des Geschehens und habe gerade deshalb so viel zu erzählen.