Eigentlich sollten die Türen des Salzburg Museums schon seit April für die festspielinteressierten Besucher offen stehen, die das "Große Welttheater" sehen wollten. Doch Corona schlug diese Türen für zu. Museumsdirektor Martin Hochleitner und sein Team gaben trotzdem die Hoffnung nicht auf und können seit 26. Juli mit Hilfe von speziellen Hygienekonzepten das Publikum in der von Stadt und Land Salzburg finanzierten Landesausstellung empfangen. 180 Besucher können die Ausstellung laut aktuellem Stand gleichzeitig besuchen. Trotzdem müsse man vorsichtig bleiben und im Falle die Maßnahmen anpassen.

Der Grundgedanke, so Hochleitner, sei es gewesen, ein Bühnenstück ins Museum zu übersetzen, womit natürlich vor allem der "Jedermann", aber auch die zahlreichen anderen Produktionen der letzten 100 Jahre gemeint sind. Ebenso wichtig sei aber auch der Dialog mit dem Publikum. "Es ist unglaublich, wie viele persönliche Erinnerungen die Menschen mit den Festspielen verbinden", so der Direktor weiter. Gut möglich, dass der ein oder andere tatsächlich eine solche im Museum findet, denn Bildmaterial ist ein wesentlicher Bestandteil der Landesausstellung. Wer beispielsweise einmal als Statist mitgewirkt hat, findet mit etwas Glück das eigene Gesicht auf der großen Fotowand in der Kunsthalle, die Abbildungen von Neuinszenierungen aus der gesamten Festspielgeschichte aneinanderreiht.

Die Kunsthalle ist einer von vier Bereichen, in die die Ausstellung unterteilt ist. In der nachgebauten Kulisse der Felsenreitschule hängt dort nicht nur ein Teil des originalen Festspielvorhangs, sondern auch viele Originalkostüme stehen, sitzen oder liegen in den Arkaden. Wer viel Zeit hat, nimmt dort auf einem Stuhl der Tischgesellschaft aus dem "Jedermann" Platz und lässt sich in Mats Staubs Videoinstallation etwa von Cornelius Obonya erzählen, warum seine Kostümhelferin die für ihn wichtigste Person beim "Jedermann" wurde.

Dem ersten Stück der Salzburger Festspiele ist auch das Erdgeschoß gewidmet. In einem Einführungsraum, der dem Domplatz in den 20er-Jahren nachempfunden ist, werden die Besucher eingeladen, auf Holzstühlen sitzend eine Dokumentation über die Geschichte der Festspiele anzusehen. So, wie es das Publikum in den 1920er-Jahren auch tat, bevor im Laufe der Zeit Sitzreihen die Stühle ablösten.

Von einem philosophischeren Ansatz wird man im ersten Obergeschoß empfangen, denn dort betritt man zuerst einen Raum, der ganz der Frage gewidmet ist, was Salzburg ohne die Festspiele geworden wäre. Wer noch keine viereckigen Augen von der "Jedermann"-Doku hat, kann hier auf den Bildschirmen Statements zur Frage von Experten aus Tourismus, Wirtschaft und Kunst ansehen. Weitere Räume befassen sich mit der Zeit vor den Festspielen, beziehungsweise Überlegungen zum Entstehungsprozess, Max Reinhardt und seinem geliebten Schloss Leopoldskron sowie wiederentdeckter Liebe zur Tracht, von der sich auch die Festspielstars der 1920er-Jahre anstecken ließen. Neben vielen Originalentwürfen ist auch ein Kleid von Marlene Dietrich ausgestellt, das diese im Trachtenmodengeschäft Lanz zur Änderung brachte, allerdings niemals abholte.

Zu einem detaillierteren Blick lädt die zum Archiv umgebaute Max Gandolf Bibliothek ein. Insgesamt 100 ausgewählte Stücke aus dem Festspielarchiv, darunter ein Regiebuch Max Reinhardts, aber auch neuere Stücke wie Anna Netrebkos rotes Kleid aus der 2005 bejubelten "La Traviata" können hier genauer begutachtet werden. In speziellen Archivstunden zeigen die Mitarbeiter auch zusätzliche, ausgewählte Stücke.

Wer sich die geballte Ladung an Eindrücken lieber aufteilen möchte, der kann bis zum 31. Oktober 2021 immer wieder vorbei kommen. Von einem außergewöhnlichen Erfolg der Landesausstellung ist Salzburgs Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger (SPÖ) überzeugt und gab sich auch weiter positiv gestimmt: "Vielleicht kann diese Ausstellung auch die Überlegungen für ein zukünftiges Festspielmuseum wieder anstoßen."

"Großes Welttheater" im Salzburg Museum: bis 31. Oktober 2021,  www.salzburgmuseum.at