In der 100-jährigen Geschichte der Salzburger Festspiele ist das Festival erst zweimal ausgefallen: 1924 vorwiegend aus Geldmangel und genau 20 Jahre später, als nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler dessen Erlass folgte, das "gesamte öffentliche Leben den Erfordernissen der totalen Kriegsführung" anzupassen, woraufhin Propagandaminister Joseph Goebbels die Festspiele absagte.

Bittere Armut, Hunger und Not bestimmten die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, und genau in dieser Zeit reiften die Salzburger Festspiele von der Idee zur Realität. Akuter Geldmangel, Improvisationstalent und Spontanität prägten daher auch das neue Festival. Schon 1923 mussten die Festspiele - unter anderem wegen Amerika-Reisen maßgeblicher Künstler, hoher Honorarforderungen der Wiener Philharmoniker und fehlender Spielstätten - abgesagt werden, ganz kurzfristig brachte Max Reinhardt mit seinen Schauspielern aber dann doch noch vier Vorstellungen von Molières "Der eingebildete Kranke" im Stadttheater auf die Bühne und rettete damit für dieses Jahr die Kontinuität.

1924 folgte die erste "Nullnummer", und zwar aus Geldmangel: Zur Finanzierung des Festivals bemühte man sich um einen Garantiefonds bei der Depositenbank, doch die Großbank brach kurz darauf zusammen. Ganz am Geld alleine lag die Absage in diesem Jahr aber nicht. Denn zwischen der damals noch in Wien beheimateten Festspielhausgemeinde und Salzburg schwelte seit längerem ein Konflikt, der sich 1924 bei der Pacht für die Reitschule erneut entlud.

Schließlich sollten zehn Aufführungen von Karl Vollmoellers "Das Mirakel" in der Kollegienkirche doch noch den Festspielsommer retten, doch auch diese wurden wenige Tage vor der Premiere abgesagt. Zum einen wollte Regisseur Max Reinhardt auf die Madonna-Darstellerin Diana Manners nicht verzichten, die plötzlich in New York unabkömmlich war, zum anderen wurden aber in damaligen Zeitungsberichten auch der Widerstand der Salzburger Bevölkerung gegen die Benützung der Kirche und die "Desorganisation der Festspielleitung" als Gründe genannt.

Die Absage blieb nicht ohne Folgen: Die Festspielhausgemeinde wurde quasi neu gegründet und war nun ausschließlich in Salzburg beheimatet. Und finanziell griff in der Folge Landeshauptmann Franz Rehrl mit Sondersubventionen unter die Arme, danach sorgte ein Gesetz über die Bildung eines "Fonds zur Förderung des Fremdenverkehrs im Land Salzburg" (1926) für die wirtschaftliche Absicherung der Festspiele.

1944 liefen trotz aller Kriegswirren die Vorbereitungen für den "Salzburger Theater- und Musiksommer", der laut Generalintendanz "in der Zeit vom 1. bis 31. August zum Großteil für Wehrmachtsangehörige und Rüstungsarbeiter stattfinden" sollte. Geplant war unter anderem die Uraufführung von Richard Strauss' Oper "Die Liebe der Danae". Doch nach dem gescheiterten Bombenattentat auf Hitler sagte Propagandaminister Joseph Goebbels die Festspiele ab: "Diese Entscheidung hat Herr Reichsminister Dr. Goebbels in seiner Eigenschaft als Reichsbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz getroffen in Erfüllung des Führererlasses, wonach das gesamte öffentliche Leben den Erfordernissen der totalen Kriegsführung in jeder Beziehung anzupassen ist", hieß es im Aushang von Generalintendant Clemens Krauss im Festspielhaus.