Dass der Stern der Salzburger Festspiele nicht nur aufging, sondern sich zum Fixstern am Kulturhimmel entwickelte, ist vor allem dem Dreigestirn Max Reinhardt, Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal zu verdanken. Die drei Fixsterne gingen am Beginn der Festspielära auf und leuchten bis heute als Corona über dem Festspielbezirk.

Die prägende Führungsfigur der ersten Festspieljahre war zweifelsohne Max Reinhardt. Nicht zuletzt war er es, der 1917 mit einer Denkschrift die von verschiedener Seite seit längerem ventilierte Festspielidee für Salzburg endgültig auf Schiene brachte. Festspiele sollten in seinen Augen nicht nur ein "Luxusmittel für die Reichen und Saturierten, sondern ein Lebensmittel für die Bedürftigen" sein. Reinhardt plädierte damals allerdings noch für ein Festspielhaus in Hellbrunn - ein Plan, der bekanntlich nicht realisiert wurde. Ihm schwebten Festspiele vor, bei denen Aufführungen in antiker Tradition einmalig blieben.

Dass die Wahl hierfür auf die Kleinstadt Salzburg anstelle einer großen Metropole fiel, war kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung für Festspiele abseits des Trubels und Rauschens der Großstadt. "Erschöpft, ermüdet, wie wir es dort abends sind, können wir ernstes großes Theater nicht mehr aufnehmen", begründete Reinhardt in einem 1935 veröffentlichten Gespräch mit Erwin Kerber seine Präferenz für die Kleinstadt. Die Verbindung des gebürtigen Badeners zu Salzburg war dabei alt, hatte der Theatermacher doch am damaligen Stadttheater einst seine Schauspielkarriere begründet. Und ab 1918 residierte der damals bereits etablierte Impresario im von ihm erworbenen Schloss Leopoldskron.

Reinhardts internationale Kontakte zu Künstlern und einflussreichem Publikum befeuerten die Positionierung der Festspiele. Und er leitete deren Schauspiel 18 Jahre lang - bevor der jüdischstämmige Theatermacher 1937 bei Goethes "Faust" letztmals Regie in Salzburg führte und im gleichen Jahr in die USA emigrierte.

Schon zu Beginn der Festspiele hatte die Regiehandschrift des Tausendsassas Reinhardt der neuen Institution ihren Stempel aufgedrückt, feierte doch am 22. August 1920 Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" am Domplatz in der Regie von Reinhardt seine Premiere. Mit wenigen Ausnahmen - so unter der Naziherrschaft zwischen 1938 und 45 - wird der "Jedermann" seither jährlich in Salzburg gegeben. Und doch hat sein Autor weit mehr zu den Festspielen beigetragen als deren ikonografisches Aushängestück.

So hatte Hofmannsthal ein Jahr vor der Inaugurierung einen persönlichen Entwurf für Festspiele an der Salzach veröffentlicht. Er rückte dabei den notwendigen europäischen Charakter eines solchen Vorhabens ins Zentrum. Es gehe um einen "Europäismus, der die Zeit von 1750 bis 1850 erfüllt und erhellt hat", heißt es da - ein klarer Verweis auf den konservativen Charakter Hofmannsthals. Zugleich lässt sich aus diesem immerhin schon 1917 gestarteten Bemühen auch ein aus heutiger Sicht visionärer Blickwinkel für paneuropäisches Handeln inmitten des Ersten Weltkriegs herauslesen.

Hofmannsthal eng verbundener Opernpartner Richard Strauss war schließlich der dritte zentrale Mitstreiter des Gründungstrios, hinter das der Bühnenbildner Alfred Roller und der Dirigent Franz Schalk als weitere entscheidende Proponenten stets in den Hintergrund treten. Von Beginn an mit im Boot, formte vor allem Strauss' Entscheidung in Jahr zwei der Festspiele deren Bild bis heute: Nachdem 1921 Konzerte mit Salzburger Lokalbesetzung auf den Spielplan gehoben wurden, griff der damalige Wiener Hofoperndirektor durch. Er engagiert erstmals die Wiener Philharmoniker und dirigierte 1922 mit Mozarts "Don Giovanni" die erste Opernaufführung der Festspiele.

Damit war die zweite fundamentale Säule des Festivals errichtet: Neben Strauss' eigenem Oeuvre stellen die musiktheatralen Werke des großen Sohns der Stadt schließlich bis heute ein Kernrepertoire im Opernbereich dar. Zugleich beließ es Strauss nicht beim reinen künstlerischen Einsatz, sondern half als Präsident der Festspiele auch von 1922 bis 1924 mit, den neuen Kulturtanker in die gewünschten Gewässer zu lenken. Und dieser dankte es ihm. Nicht zuletzt wurde mit "Die Liebe der Danae" auch Strauss' letzte Oper in Salzburg uraufgeführt (nachdem 1944 die Premiere zusammen mit den übrigen Festspielen im Zeichen des Totalen Kriegs abgesagt wurde) - 1952 und somit drei Jahre nach dem Tod des Komponisten.