Den Auftakt macht ein Komödienklassiker, den Abschluss eine musikalische Kehraus-Party: Schauspielhaus-Intendantin Iris Laufenberg hat gestern ihre letzte Grazer Saison vorgestellt. Die erweist sich als wohlüberlegter Querschnitt durch eine in vielerlei Hinsicht überzeugende Ära: Laufenberg, die mit der Saison 2023/24 das Deutsche Theater in Berlin übernimmt, hat in Graz in den letzten sieben Jahren einen gewichtigen Anker für neuere Dramatik gesetzt und einen Theaterbetrieb etabliert, der dem Haus in der Stadt Präsenz auch jenseits seiner drei Bühnen erschloss, mit Bürger*innenbühne und Schauklub, dem DramatikerInnenfestival, dem Pilotprojekt „Das Grüne Theater“ und zahlreichen theaterpädagogischen Arbeiten.

Dreitägiges WIR*-Festival

Auch in Laufenbergs finaler Spielzeit soll das Grazer Schauspielhaus nicht nur als Produktionsbetrieb, sondern als gesellschaftliche Plattform fungieren, auf der Fragen von Stadt- und Alltagskultur verhandelt werden: Dazu wird die seit 2021 laufende Veranstaltungsreihe „WIR* – Eine Grenzerfahrung“ fortgesetzt: Schon der Saisonauftakt am 10. September wird mit einem „Tag der offenen Stadt“ begangen, zum Saisonschluss steigt von 16. bis 18. Juni ein dreitägiges „WIR*“-Festival. All das hat den Zweck, Theater zu einem Ort zu machen, „an dem über Widersprüche gesprochen werden kann und marginalisierte Stimmen und diverse Perspektiven zu Wort kommen sollen, um gemeinsam mit dem Publikum ein Miteinander und ein Wir zu schaffen“, sagt Laufenberg.

Das sollte auch mit dem klassischen Schauspielprogramm gelingen. Acht Premieren sind auf der Hauptbühne geplant. Dass die Auftaktpremiere „Bunbury“ von Claudia Bossard inszeniert wird, die mit Laufenberg als Regieassistentin nach Graz kam und als Regisseurin mittlerweile von Basel bis München, von Darmstadt bis Wien gefragt ist, setzt ein sympathisches Zeichen. Und die ganze Saison über gibt es Wiederbegegnungen mit Regiepersönlichkeiten, die Laufenbergs Ära geprägt haben: Markus Bothe, Anita Vulesica, Jan-Christoph Gockel, Franz-Xaver Mayr inszenieren (siehe Faktbox), die kroatische Regisseurin Anica Tomić begeht ihr Graz-Debüt – mit einem Stück, das 1969 in der Stadt seine späte Uraufführung erlebte: „Zur schönen Aussicht“ von Ödön von Horváth. Letzte Inszenierung der Saison: Ein, so die offizielle Diktion, „rauschender Abgesang“ mit dem schön schlüssigen Titel „Das Ende vom Lied“, inszeniert von einer der seit Langem prägenden Persönlichkeiten des Hauses, Sandy Lopicic.

Wie gewohnt sind die beiden kleineren Bühnen, Haus 2 und Haus 3, der neuen Dramatik gewidmet, Laufenberg plant dort unter anderem Ur- und Erstaufführungen von Dennis Kelly, Paula Thielecke und Patty Kim Hamilton. Sowie ein Virtual-Reality-Projekt der Wiener Filmemacherin Kurdwin Ayub, die sich heuer mit ihrem Film „Sonne“ auf der Berlinale den Preis für den besten Erstlingsfilm geholt hat. Nico Link, zuletzt als Tom in „Making a Great Gatsby“ zu sehen, verlässt das Haus und heuert in Magdeburg an. Dafür gibt es in dem 20-köpfigen Ensemble auch zwei neue Mitglieder: Der eine ist der aus Dresden angeheuerte Wiener Sebastian Pass (45), der andere ein in Graz schon seit Langem wohlbekannter und -gelittener Schauspieler, Autor und Kabarettist: Rudi Widerhofer (64), ein echter Veteran der freien Grazer Szene, wagt erstmals in seinem Leben den Schritt in ein fixes Engagement. Es sei „harte Arbeit“ gewesen, ihn zu diesem Schritt zu überreden, verrät Laufenberg. Inzwischen zeigt er sich zuversichtlich: „Wird schon gehen.“ Ein Satz, dem sich jedenfalls zustimmen lässt.