Donnerstagabend, Wiener Stadtsaal. Soeben holte sich Kabarettist Thomas Maurer oben auf der Bühnen den Applaus für ein konsequent pointensicheres, ein bisschen obergscheitelndes Programm namens „WOSWASI“ ab, basierend auf dem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ des Wirschaftsnobelpreisträgers Daniel Kahneman. Kurze Zeit später gibt uns das „Wir Staatskünstler“-Drittel in der Garderobe im Keller vor glamourhaft beleuchteten Spiegeln ein Interview. Dieser Tage beehrt der Wiener Graz (siehe unten).

Herr Maurer, Ihr neues Programm heißt „WOSWASI“. Was wissen Sie eigentlich jetzt über den heutigen Abend?
THOMAS MAURER: Der ist heute ganz gut gewesen. Ich habe mir eher über die Haltbarkeit meiner Stimme Sorgen gemacht, da ich gerade wenig Regenerationszeit habe.

Erkennen Sie eigentlich bei potenziellen Kracherpointen gleich, ob ein Abend funktionieren wird?
Es geht gar nicht nur um Pointen, man spürt die Atmosphäre. Manchmal lässt sich das Publikum ein bisschen mehr bitten, manchmal ist es wie in der amerikanischen StandUp-Comedy, dass die Leute vor lauter Amüsierwut fast nicht geradeaus schauen können.

Was ist Ihr Trick, wenn sich das Publikum bitten lässt?
Ich glaube, alle Bühnenmenschen haben da so ihre Muster, in die sie gefährdet sind zurück zu fallen. Die einen werden lauter, die anderen leiser. Ich neige ein bisserl zum Kraftlackeln, verkneife mir das aber, weil ein Abend dadurch nicht besser wird. Ich bin ja eigentlich ein Hochtemposprecher mit einer gewissen Dringlichkeit als Naturton. Und dieses Programm verträgt das gar nicht gut, es braucht eine aufgeweckte Entspanntheit. Sich von dieser abbringen zu lassen, ist keine gute Entscheidung.

Sie stehen seit Ihrem ersten Programm 1988 auf der Bühne. Wird das jemals Routine?
Nein, es sind ja zwei Jobs: Das eine ist das Schreiben und dass man immer wieder neue Dinge erfindet. Ich war schon mit meinem ersten Programm relativ erfolgreich und konnte ab dem zweiten davon leben. Und ich habe versucht, jedem Abend eine eigene Farbe und Dramaturgie geben. Dadurch kann ich nach über 30 Dienstjahren noch zu jedem Programm etwas sagen. Auf der Performer-Seite ist es so, dass man sich wie ein Schifahrer oder Fußballer in jedes Programm stürzen muss. Wird dir währenddessen fad, machst du sicher etwas falsch.

FPÖ-Chef Norbert Hofer kommt in Ihrem neuen Programm vor, einmal ist von Kanzler Sebastian Kurz die Rede – bleibt sonst die Tagespolitik bewusst außen vor?
Ich wollte so wenig Tagespolitik wie möglich in diesem Programm haben, dafür gibt es ja die „Staatskünstler“, dort haben wir von Ibiza bis Regierungsbildung alles mehr oder weniger liebevoll unter die Lupe genommen. Die Abende sind fast parallel entstanden. In Solo-Programmen habe ich gerne eine übergeordnete Thematik.

Ist türkis-grün fürs Kabarett eher Frust oder Freude?
An der Regierung davor waren der totalitäre Zug, die Message Control und die geschlossene Propaganda als Stoff dankbar, in der Realität beunruhigend. Das ist aufgrund der Verschiedenheit der Partner jetzt nicht zu befürchten – deswegen versuchen die Türkisen ja auch gerade, Alleinregierung zu spielen. Persönlich habe ich da noch keine Einschätzung, vielleicht ist es auch nur die Besoffenheit von der eigenen Großartigkeit.

Wie hat sich der Humor innerhalb der Regierung verändert?
Werner Kogler hat einen ganz guten Humor. Ich glaube, das ist etwas, das Sebastian Kurz nervös macht. Ich denke, es wird noch ganz lustig werden.