Eine Stadt in großer Unruhe. Wahlen nahen, die noch amtierende Bürgermeisterin führt einen ziemlich aussichtslosen Kampf gegen die weit rechts angesiedelte Kontrahentin, ehe eine Katastrophe gänzlich anderer Dimension ihren Lauf nimmt. Der Halbbruder der Stadtregentin nahm sich das Leben. Die Gerüchte mehren sich, dass er ein Selbstmord-Attentat verübt habe. Um einen Skandal zu verhindern, stiehlt die Stadtregentin gemeinsam mit ihrem weiteren Bruder den Toten aus dem Leichenschauhaus und versteckt ihn in einer Kiste im Rathaus. Lügen häufen sich, sie werden immer schamloser und billiger, um einen Eklat bei der anstehenden Trauerfeier für die Opfer des Anschlags zu unterbinden.

Dieses Handlungsgerüst nimmt Theresia Walser in "Die Empörten", einem Auftragswerk für die Salzburger Festspiele, zum Anlass für einem politischen Rundumschlag, der keine Partei verschont. Sie führt in ihrer "Finsteren Komödie" mit den Mitteln der Farce, der Groteske, vor Augen, wie groß die Machtgeilheit, aber auch die Orientierungslosigkeit der Politiker ist; da mögen sich noch so viele Leichen im Keller befinden.

Vieles an der Geschichte lässt Theresia Walser in ihrem jüngsten Stück, uraufgeführt als Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart, wohl absichtlich in der Schwebe und in der Ungewissheit; gewiss ist am Ende des knapp zweistündigen komödiantischen Kammerspiel des Grauens nur, dass sich moralische kein Stein mehr auf dem anderen befindet. Großen Anteil an der Raffinesse und Doppelbödigkeit der Aufführung hat Theresia Walsers "Leibregisseur" Burghard C. Kosminski, der bereits sieben Walser-Werken zur Bühnentaufe verhalf. Er motiviert das Darsteller-Quintett, angeführt von Burgstar Caroline Peters in der Rolle der Bürgermeisterin, zu darstellerischen Höchstleistungen. Ein politischer Gespensterreigen mit diabolischem Hintergrundrauschen - es könnte höhnisches Gelächter sein.