Das gilt nicht für Matthias Goerne und Markus Hinterhäuser, die ihre Produktion der Wiener Festwochen 2014 mit Videoanimationen von William Kentridge am Donnerstagabend zu den Salzburger Festspielen zurück auf die Bühne brachten.

Mit dem 24-teiligen Liedzyklus hatten Goerne und Hinterhäuser quasi zwei Asse im Ärmel, als sie die mit zwei Stellwänden voller Plakate und Blätter ausgestattete Bühne des Großen Festspielhauses betraten. Die Produktion feierte seit ihrer Uraufführung in Wien große Erfolge auf weiteren Festivals, und speziell bei den Salzburger Festspielen ist Goerne ein immer wieder gern gesehener Gast, vor allem dann, wenn er Liederabende gibt. Denn das kann Goerne, Lieder zum Leben erwecken, mit seinen Interpretationen Geschichten im Kopf entstehen lassen, auch wenn die Deutlichkeit der Worte manchmal auf der Strecke bleibt, was nicht weiter tragisch ist, weil er sein Publikum auch so verstehen lässt. Dafür bräuchte es auch keine Videobegleitung.

Sänger und Pianist lassen sich davon aber nicht die Show stehlen. Auch, wenn Zurückhaltung eigentlich die große Stärke von Markus Hinterhäuser ist. Der Pianist und Intendant der Festspiele hat ein besonderes Gespür für Pianissimo und Ritardando, lässt Legatoläufe wie kleine Windstöße durch den "Lindenbaum" wehen, oder wie in der "Wetterfahne" auch einmal brausen, je nachdem, ob Goerne gerade die rauen Facetten seines Timbres rauskehrt, oder die Texte warm und weich ummantelt.

Kentridges Visualisierung und Regie ist bei dieser "Winterreise" quasi das Upgrade in die erste Klasse, nämlich das, was die Reise außergewöhnlich macht. Teils verstärken die 24 Videos den Inhalt der Lieder durch Symbolik oder auch Worte, teilweise nehmen sie aber auch nur die Atmosphäre oder Thematik auf und spielen damit. Manches kehrt wieder, wie die Tränen aus der "Gefrorenen Träne", anderes bleibt gänzlich alleine stehen, wie der Mann am Schreibtisch, der in "im Dorfe" gegen sich selbstständig machende Tintenkleckse auf seinem Papier kämpft, bis er vor Ärger im wahrsten Sinne des Wortes schwarz wird.

So hätte man sich knapp eineinhalb Stunden im Schubert'schen Traumland auf eine "Winterreise" entführen lassen können, wären dazwischen nicht konsequent die flashmob-artigen Hustenanfälle aus dem Publikum, die einen unsanft zurück auf den Sitzplatz reißen. Goerne und Hinterhäuser ließen sich davon allerdings nicht beeindrucken, auch von einer kurzen Technikpanne nicht. Noch lauter als die Hustenanfälle war dann aber der mit Bravorufen gespickte Schlussapplaus.