Wie sehen die Kleider der neuen "Jedermann"-Buhlschaft Valery Tscheplanowa bei den diesjährigen Salzburger Festspielen aus? Dieses bis kurz vor der Premiere am 20. Juli gehütete Geheimnis wurde am Dienstag mit einer Überraschung enthüllt. Erstmals tritt eine Buhlschaft in Hosen auf. "Dieser weiße Einteiler hat Rockstarmentalität", sagte Kostümbildnerin Renate Martin.

Zwei extravagante Kostüme hat Martin speziell für Valery Tscheplanowa entworfen. Wenn die Buhlschaft von Musikanten begleitet zum ersten Mal die Bühne betritt und singend "Jedermann"-Tobias Moretti begegnet, trägt sie einen mit Glasperlenketten, Pailletten und Marabufedern bestickten, halbtransparenten Hosenanzug aus weißem Tüll, der aus Mailand stammt. Die acht 1,2 Zentimeter langen und vier Millimeter breiten Swarovski-Kristalle auf dem weißen Gürtel verstärken den Glitzereffekt.

Tscheplanowas Hosenanzug aus weißem Tüll stammt aus Mailand
Tscheplanowas Hosenanzug aus weißem Tüll stammt aus Mailand © APA/BARBARA GINDL

"Das sieht toll aus", schwärmte Martin auf der Presseterrasse der Salzburger Festspiele, wo sie die Kostüme zusammen mit Schauspielchefin Bettina Hering präsentierte. Der Einteiler vermittle etwas laszives, verführerisches, aber auch selbstbewusstes und passe gut für die zeitgenössische Inszenierung und den Typ Frau, den Tscheplanowa verkörpere. "Sie ist eine moderne, selbstbewusste, intelligente, humorvolle und wunderschöne Frau, die weiß, was sie tut, aber auch gefährlich werden kann", sagte die Kostümbildnerin mit einem Lächeln.

Für Tscheplanowas Auftritt bei der Tischgesellschaft fertigte Martin in rund 400 Arbeitsstunden ein elegantes, klassisches Abendkleid in "buhlschafts-roter" Farbe an. Dafür verwendete sie 25 Meter Seidenchiffon aus Berlin. Am Kostümständer wirkt es auf den ersten Blick etwas schlicht. Doch die sechs Schichten Stoff und der lange Beinschlitz auf der Vorderseite lassen der Schauspielerin viele Gestaltungsmöglichkeiten offen. "Sie kann herrlich damit spielen", weiß die Kostümbildnerin von den Proben. "Sie liebt es, ihre Weiblichkeit zu zeigen, sie hat kein Problem damit."

Das zweite Kostüm: ein "buhlschaftsrotes" Kleid
Das zweite Kostüm: ein "buhlschaftsrotes" Kleid © APA/BARBARA GINDL

Sinnlichkeit, Liebe, Leben und Blut

Die rote Farbe des Kleides "steht für die Sinnlichkeit, Liebe, Leben und auch für Blut", erklärte Martin. Mit diesem Kleid stellt die Buhlschaft einen Kontrast zur Tischgesellschaft dar. "Sie sticht in dem Rot hervor, sie strömt als Leben herein." Die Kostüme der Tischgesellschaft, die in schwarzen, weißen und silbergrauen Farben gehalten sind, symbolisierten den Totentanz.

Die kleine Haarbrosche der Buhlschaft ist mit winzigen Kristallen verziert. Zum Kleid passend trägt die deutsche Schauspielerin handgefertigte rote Samtschuhe mit rund zehn Zentimeter langen Absätzen. Schuhgröße: 38,5 Zentimeter. Schon die Entwürfe der Kostüme haben der Buhlschaft "sehr gefallen", schilderte die Kostümbildnerin. "Sie sagte, sie möchte nicht so viel Schmuck. Der eigentliche, echte Edelstein steckt in dem Kleid, der Schmuck ist primär Valery."