Die Ersten Solotänzer an der Wiener Staatsoper, Natascha Mair und Jakob Feyferlik, haben gemeinsam die Ballettakademie absolviert. Im Gegensatz zu anderen medial kolportierten Missständen wurden sie dabei korrekt behandelt. "Es gab bei uns keine Übergriffe, keine sexuellen, keine physischen und auch keine psychischen", versicherte Mair der APA. Dennoch sei psychologische Betreuung wichtig.

Dass die Ausbildung an der Ballettakademie sehr hart ist, stellten die Solotänzer nicht in Abrede. "Das ist Hochleistungssport, es geht um Ballett auf internationalem Niveau und nicht um ein Hobby", sagte Feyferlik. Das medial gezeichnete Bild sei aber falsch. "Meine Mutter hat mich jetzt gefragt, ob sie sich Vorwürfe machen muss, dass sie mich da nicht rausgenommen hat. Das muss sie natürlich nicht, das ist völliger Unsinn", so Feyferlik. Er wurde etwa vom Lehrpersonal durchwegs "sehr gefördert".

Auch Mair stellte in Abrede, schlecht behandelt worden zu sein. "Aber einem Spitzensportler, der sich auf Olympische Spiele vorbereitet, wird auch nicht nur ständig auf die Schulter geklopft. Ich bin aber jemand, der besser durch Kritik als durch Lob lernt", erklärte sie. Übergriffe erlebte sie in ihrem Umfeld keine - auch keine sexuellen. "Das wäre das absolute No-Go", unterstrich Mair.

Sie fühlten sich während ihrer Ausbildung auch nicht ausgenutzt, wenn sie für eine Probe drei und für eine Aufführung an der Staatsoper sieben Euro bekamen. "Wir waren Kinder, wir haben uns total gefreut, mit den Großen auf der Bühne stehen zu können. Das war nur ein zusätzliches Taschengeld", sagte Feyferlik. Natürlich gibt es aber auch Probleme: Wenn die jungen Mädchen etwa in die Pubertät kommen und sich ihre Körper verändern, dann ist die Gefahr, in eine Essstörung abzugleiten, natürlich gegeben.

"Hier wäre psychologische Betreuung wichtig", sagte Mair. Dass besonders die Tänzerinnen einem ästhetischen Körperideal unterliegen, ist dem Ballett aber immanent. "Man bekommt auf internationalem Niveau sonst einfach keine Rollen. Das ist die Realität", sagte Mair. Die gelte übrigens auch für Männer: Immer wieder müssen talentierte Nachwuchstänzer ihre langjährige Ausbildung abbrechen, weil sie die entsprechende Körpergröße nicht erreichten. Zudem wünschen sich die Tänzer eine bessere medizinische Begleitung. "Die meisten Verletzungen entstehen durch Überlastung", sagte Mair.

Vorbild hierfür wäre etwa das englische "Royal Ballett Medical Center", bei dem den Tänzern eine ganzes Team von Ärzten, Therapeuten, aber auch Pilates-Trainern zur Verfügung steht. Feyferlik warnte davor, in der Diskussion die Ballettakademie als Institution infrage zu stellen. "Es ist eine der besten Ballettschulen der Welt", sagte Feyferlik. Begrüßen würde er aber, wenn Ballettlehrer - wie etwa in Frankreich - auch eine pädagogische Ausbildung bekommen würden.