Letzte Saison hat Regisseur Dominique Schnizer dem Grazer Schauspielhaus mit Nestroys "Talisman" einen verlässlichen Publikumshit besorgt. Nun also: Runde zwei, wieder Nestroy, diesmal "Einen Jux will er sich machen", die Komödie um den biederen Gewürzkrämergehilfen Weinberl, in dem die bevorstehende Ernennung zum Teilhaber das Verlangen weckt, einmal im Leben "ein verfluchter Kerl" zu sein.

Der Jux, den er sich gönnt, bringt ihn und seinen Lehrling Christopherl schnurstracks in eine Bredouille nach der anderen. Franz Solar und Clemens Maria Riegler spielen mit viel Gusto das Unglücksrabenpaar, das sich im Laufe eines Ausflugs in die Großstadt bald in Lügen, Betrug, Zechprellerei, einen Entführungsfall und einen Einbruch verstrickt sieht.

Schnizer inszeniert das mit viel Sinn für Pointensetzung und Rhythmus und lässt ein sichtlich gut gelauntes Ensemble dabei durch monochrom bräunliche Räume torkeln (Bühne und Kostüme: Christin Treunert). Während die Männer das große Wort führen, nehmen sich die Frauen (Maximiliane Haß, Evamaria Salcher, Anna Szandtner), was sie wollen, dem prinzipientreuen Prinzipal Zangerl verleiht Werner Sprenger grimmige Würde, als Hausknecht Melchior hat Rudi Widerhofer viele schöne Gags, die größten Lacher aber gehören Franz Xaver Zach, der als rundliches Fräulein von Blumenblatt voll zärtlicher Erinnerungen ganz allerliebst über die Bühne flattert. (Trotzdem etwas verwunderlich, dass es im Schauspielhaus inzwischen offenbar zur Gewohnheit geworden ist, ältere Frauen durch ältere Männer darstellen zu lassen - im "Tartuffe" gab Solar 2017 die Madame Pernelle, in Lorcas "Bernarda Albas Haus" Anfang des Jahres spielte Gerhard Balluch die verwirrte Mutter der Witwe.)

Der flotte Abend funktioniert dank exakter Körperkomik und burleskem Timing. In die Gegenwart geholt wird diese Inszenierung durch Bernhard Neumaiers famose Musik und Stefanie Sargnagels smarte Couplets, die an Beispielen wie Arbeitsrecht, Integration und heimische Demonstrationsroutinen von Anpassungsdruck und politischem Opportunismus erzählen.

Regie: Dominique Schnizer.
Bühne und Kostüme: Christin Treunert.
Musikalische Leitung: Bernhard Neumaier.
Dramaturgie: Karla Mäder.

Mitwirkende: Maximiliane Haß, Jean-Paul Ledun, Mathias Lodd, Matthias Ohner, Susanne Pink, Clemens Maria Riegler, Evamaria Salcher, Franz Solar, Werner Strenger, Anna Szandtner, Hanh Mai Thi Tran, Rudi Widerhofer, Elisabeth Wondrack, Franz Xaver Zach.

Nächste Vorstellungen: 9. und 21. Dezember, jeweils 19.30 Uhr.
31. Dezember, 15 und 20 Uhr.
Weiters:  5., 8., 12., 18., 23. und 30. Jänner, jeweils 19.30 Uhr, sowie am 10. Februar, 15 Uhr und 14. Februar,19.30 Uhr.
Graz, Schauspielhaus. www.schauspielhaus-graz.com