Die Funktion des künstlerischen Leiters der Tiroler Festspiele Erl hat Gustav Kuhn im Zuge der massiven Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe verloren, eine andere dürfte ihm aber offenbar bleiben: Der "Maestro" soll bei den Festspielen auch weiterhin als Dirigent tätig sein, hieß es am Donnerstag laut Medienberichten. Mit dem Rückzug als künstlerischer Leiter sei der "erste, wichtige Schritt" gesetzt so Beate Palfrader (ÖVP). "Weitere Maßnahmen hängen vom Ergebnis der laufenden Untersuchungen ab", spielte die Kulturlandesrätin sowohl auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als auch auf die Arbeit der Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt an, die eingeschaltet worden war.

"Wir planen das weitere Programm ab kommendem Herbst mit Kuhn am Dirigentenpult", erklärte der zum interimistischen musikalischen Leiter bestellte Andreas Leisner in der "Tiroler Tageszeitung". Und Leisner gibt überdies zu verstehen, dass er offenbar eine Rückkehr Kuhns nur für eine Frage der Zeit hält: "Ich werde Kuhns Stuhl warm halten und nicht an ihm sägen".

Für die Nachfolge Kuhns, dessen Vertrag offiziell im Jahr 2020 ausläuft, habe er, Leisner, sich indes nicht beworben. Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner habe ihm zu verstehen gegeben, dass man einen Neustart anstrebt - mit einer Persönlichkeit, "die nicht in Erl groß geworden ist". Haselsteiner hatte die Vorstellung des neuen künstlerischen Leiters noch für dieses Jahr angekündigt.