Heute (11. September) lädt der steirischer herbst in Graz und Wien zu einem "Get Together" und zur Präsentation seines "Guidebook".  Was die neue Intendantin Ekaterina Degot ihrem ersten Festival schon in früheren Pressekonferenzen vorausschickte: "Es existiert keine einheitliche Front gegen den sich ausbreitenden Faschismus. Es gibt weltweit alarmierende Déja-vus, die an die 1930-er erinnern.“

Eine Zeitdiagnose also, die nicht viel Deutungsspielraum zulässt. Der 51. steirische herbst ab 20. September wird viel offensiver politisch sein als die Festivals der vergangenen Jahre (mit der großen Ausnahme der 2012-er Edition „Truth is concrete“). Der Titel „Volksfronten“ ist ambivalent – vom zu Recht zu diskutierenden Begriff „Volk“ bis zur kämpferischen „Front“. Die Mehrzahl „Fronten“ beziehe sich im speziellen Fall auf die Fragmentierung der Gesellschaft; dem herrschenden Diskurs einer zunehmenden Fremdenfeindlichkeit, Antiflüchtlingspolitik und Staatspropaganda habe man, so Degot, nicht mehr viel Gemeinsames entgegenzusetzen.

Der herbst wird die tradierte Aufteilung in Genres völlig aufgeben, aus dem Mehrsparten-Festival wird ein interdisziplinäres, wobei die Bildende Kunst den Takt vorgibt. „Volksfronten“ ist ein Projekt aus Installationen, Ausstellungen und Performances, das sich über 20 Grazer Ausstellungsorte verteilt und an dem mehr als 40 Künstler mitwirken.
Die List-Halle, bis 2017 Eröffnungsort des herbst, wird von der Moskauer Künstlerin Irina Korina in eine Art botanisch-nationalistischen Garten verwandelt. Die von Peter Rosegger inspirierte Großinstallation „Schnee von gestern“ lässt während des Festivals die Kornblumen in einem aufblasbaren Paradiesgarten sprießen.

Bei den performativen Interventionen sticht Ivan Vyrypaevs „The Iran Conference“ heraus, das politische Diskurse in ein theatrales Setting überführt. Spannend dürfte auch Christian von Borries Projekt „Land der Musik“ werden. Dieses „Neujahrskonzert“ arrangiert, analysiert und gestaltet Musik von Beethoven bis Strauß um. Das ungarische Duo Igor & Ivan Buharov verwandelt das Hauptquartier der Grazer KPÖ in ein „anarchistisches Labor einer kommenden Revolution“. Und zur Eröffnung untersucht die slowenische Gruppe Laibach anhand des Hollywood-Films „Sound of Music“ unter anderem, ob sich der Antikommunismus nicht als Antifaschismus tarnen kann.

herbstbar kehrt zurück

So neu sich der herbst 2018 darstellt, es gibt einige Traditionslinien. In Kooperation mit der Camera Austria greift man die legendären Symposien über Fotografie wieder auf. Thema: „Die Gewalt der Bilder“. Und die herbstbar kehrt in ihrer ursprünglichen Form zurück. Die Grazer Postgarage wird der Ort, wo man sich während des Festivals in einem sehr informellen Rahmen zum Gedankenaustausch treffen kann. Die Musik stammt aus Künstler-Playlists.

Neu ist das Ticket-System: Für nur 29 Euro gibt es einen Festivalpass für alle Veranstaltungen. Für Performances mit begrenztem Platzangebot muss man reservieren (kostet noch einmal 2 Euro extra). Ab 1. Oktober bietet man den noch einmal verbilligten Festivalpass um nur 21 Euro an. Einzelkarten sind natürlich auch erhältlich. Am 12. September erscheint ein gedrucktes Programmbuch, bis dahin muss man sich ziemlich umständlich durch die Website hanteln.