So viele ausgezeichnete Künstlerinnen und Künstler auf einem Fleck sah die Grazer Oper wohl noch nie. Und das in doppeltem Sinn. Alles, was Rang und Namen hatte, war gestern Abend (19. Juni) dabei, als der Österreichische Musiktheaterpreis seine Trophäen – die „Goldenen Schikaneder“ in Form einer stehenden Papageno-Porzellanfigur – erstmals seit 2013 nicht in Wien vergab: vom Box- und Klassikfan Sigi Bergmann über den Musicalkomponisten Sylvester Levay bis zum Volksopern-Chef Robert Meyer, von Kathryn List (AVL) bis zur Grazer Kunstuni-Rektorin Elisabeth Freismuth, von Sopranistin Cornelia Horak bis zur Schauspielerin Eva-Maria Marold, vom steirischen Landesrat Christopher Drexler über den Grazer Alt-Bürgermeister Alfred Stingl und den aktuellen Bürgermeister Siegfried Nagl bis zum Kulturstadtrat Günther Riegler, vom neuen Mörbisch-Intendanten Peter Edelmann  bis zu Florian Scholz, Chef des Stadttheaters Klagenfurt.

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer würdigte ("auch als Freund") den Preisträger Thomas Hampson, der mit seiner Frau Andrea Herberstein gekommen war, als einen "unverschämt begabten Menschen und Philosophen unter den Sängern". Und John Mordler, der ehemalige, langjährige Intendant der Oper Monte Carlo, hielt eine Laudatio auf Kurt Rydl  – der 70-jährige Wiener Bassist, für sein Lebenswerk geehrt, war an dem Abend durch einen Auftritt in "Araballa" von Richard Strauss an der Bayerischen Staatsoper verhindert, schickte aber eine Grußbotschaft auf gut Steirisch, im roten Bademantel: "I warat so gern bei enk in Graz. Pfiat enk!"

Seit 2012 würdigt der Verein „Artprojekt“ um seinen Präsidenten, den Volksopern-Tenor Karl-Michael Ebner, herausragende Leistungen in den Opern- und Theaterhäusern Österreichs. "Das Musiktheater ist in seiner gesamten Vielfalt ein Motor der Kulturszene – von Oper bis Operette; von Burgenland bis Vorarlberg", sagte der 46-jährige Oberösterreicher, der auch Oboist, Dirigent und Intendant des Musikfestvals Steyr ist. Die Verleihung in Graz ist für Ebner "der Auftakt einer Reise in alle Bundesländer, um näher an die Schauplätze kultureller Exzellenz zu rücken und den Bühnen selbst eine neue Bühne zu bieten“. 2019 findet die Verleihung des Österreichischen Musiktheaterpreises übrigens im Tiroler Landestheater in Innsbruck statt.

Fünf Gewinner standen diesmal bereits im Vorfeld fest: Der Wiener Bassist Kurt Rydl wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet, US-Bariton Thomas Hampson mit dem ORF-III-Medienpreis. „Goldene Schikaneder“ erhielten auch Erwin Ortners Arnold Schoenberg Chor und das Orchester der Volksoper Wien. Der Ehrenpreis für musikalische Vermittlung war bereits am Montag von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer an das chinesische „Global Symphony Orchestra“ und seinen Dirigenten Mak Ka Lok überreicht worden.

Florian Scholz, Intendant des Stadttheaters Klagenfurt, nahm den "Goldenen Schikaneder" für die beste Opernproduktion ("Salome" von Richard Strauss) entgegen
Florian Scholz, Intendant des Stadttheaters Klagenfurt, nahm den "Goldenen Schikaneder" für die beste Opernproduktion ("Salome" von Richard Strauss) entgegen © APA/ERWIN SCHERIAU

Die Jury aus Fachjournalisten, Managern und Künstlern (u. a. Achim Freyer, Rolando Villazón) hatte bei 47 Nominierungen in 14 Kategorien die Qual der Wahl gehabt. Und die Wahlsieger wurden auf der Bühne der Oper Graz präsentiert. In der „Königsklasse“ gab es quasi eine Koalition: Die Strauss-Produktionen am Tiroler Landestheater („Capriccio“) und am Stadttheater Klagenfurt („Salome“) wurden ex aequo als beste Opern in der Saison 2016/17 gekürt. Das Stadttheater Klagenfurt war insgesamt vier Mal nominiert, und zwar noch für „Das Land des Lächelns“ (Beste Operetten-Produktion), Angela Brower für ihre „Elisabetta I.“ in „Maria Stuarda“ und Csaba Szegedi als „Jago“ in „Otello“, ging in diesen Kategorien aber leer aus.

Hausherrin Nora Schmid konnte sich (bei sechs Nominierungen) über zwei Sieger aus dem eigenen Ensemble freuen: Der tschechische Tenor Aleš Briscein wurde für die beste männliche Hauptrolle geehrt, die ukrainische Sopranistin Tetiana Miyus als bester weiblicher Nachwuchs (siehe auch Liste).

Die Gala, von Marlene Hahn konzipiert und von Christoph Wagner-Trenkwitz äußerst launig moderiert, bereicherten Chor, Orchester und Ballett der Oper unter Marcus Merkel, zudem Solisten wie Anna Brull mit einem Lied aus Astor Piazzollas Tango-Oper „María de Buenos Aires“.

Zitate

Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) ließ ausrichten: „Die Leistungen der Preisträgerinnen und Preisträger sind stellvertretend für die künstlerische Exzellenz, die täglich an den Bühnenhäusern im ganzen Land zu sehen ist. Kultur ist identitätsstiftend und verbindend. Österreichische Kultur ist eine Visitenkarte im Ausland: Sie prägt die Wahrnehmung des Landes unverwechselbar und positiv“, gratuliert

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP): „Die Oper Graz ist als Mehrspartenhaus mit Opern-, Operetten-, Ballett- und Musicalproduktionen beispielgebend für die Vielfalt des Musiktheaters. Mit ihrer selbstbewussten Auseinandersetzung mit Tradition und Moderne bringt sie internationale Karrieren hervor wie Philippe Jordan, den designierten Musikdirektor der Wiener Staatsoper, der von 2001 bis 2004 Chefdirigent der Oper Graz war. Als ehemalige Kulturhauptstadt heißt Graz den Österreichischen Musiktheaterpreis auf der ersten Station seiner Reise in die Bundesländer herzlich willkommen".