Blaues Meer, weißer Strand und dazu ein nicht abreißender Gin Tonic-Strom. Alles steht bereit, um den Kollegen der Polizeidienststelle Lend während ihres Thailand-Urlaubs die Gedanken an den Arbeitsalltag auszutreiben. Der Erfolg dieses Vorsatzes ist enden wollend: Der Absenz der Uniform zum Trotz – Polizist ist man offenbar auch in der Freizeit. Jedenfalls wenn es nach dem Theater im Bahnhof (TiB) und dem Schauspielhaus Graz geht, die sich in ihrer neuen Haus Zwei-Produktion „Polizei Graz“ der Exekutive widmen.

„Zugriff!“ Dem Ruf des Kommandanten (Lorenz Kabas) folgend, lassen sich seine Kollegen in sofagroße Pölster fallen. Alles sehr leiwand, wäre da nicht die lästige Urlaubskriminalität in Form diebischer Affen oder ein Geist (Gabriela Hiti), der mit sphärischer Stimme allgegenwertig ist. Wenig erholsam sind auch die ewigen Zweifel Stellas (Tamara Semzov), die Bemühungen des verstockten Vorzeigepolizist Lukas (Raphael Muff) und der fast lässige fast-Sozialarbeiter Daniel (Clemens Maria Riegler). Jeder hat hier sein Pinkerl zu tragen.

Monika Klengel inszeniert Pia Hierzeggers Text abseits jeder Provokation weitgehend unpolitisch als ernsthafte Auseinandersetzung mit persönlichen und zwischenmenschlichen Herausforderungen des Polizeiberufs. Die Uniform bleibt im Kasten, stattdessen rückt neben Grazer Lokalkolorit der Mensch in den Mittelpunkt. Um jedem Verdacht vorzubeugen, hier würde parodistisch „Polizei gespielt“, wird die Figur-Darsteller-Einheit aufgebrochen. Was zu herrlich komischen Momenten führt, etwa wenn Beatrix Brunschko feststellt: „Aber ganz ehrlich, da sind einige nicht optimal besetzt“.

Die intensive Recherche bei der Stückentwicklung zahlte sich aus: „Polizei Graz“ ist eine ausbalancierte Erzählung, strukturiert von Jakob Baningan als launigem Hotelbesitzer, hineingezeichnet in ein reduziertes, stimmiges Bühnenbild (Johanna Hierzegger). Erfrischend im Witz, aber ernsthaft in der Sache. "Zugriff!“