Seine Qualitäten als Autor reichllich schräger Geschichten waren Kinogehern hinlänglich bekannt. Schließlich verfasste Kult-RegisseurQuentin Tarantino die Drehbücher zu seinen bislang neun Filmen selbst; wer wollte, konnte sie bald nach den jeweiligen Premieren auch in Buchform erstehen. So ist denn auch sein Sprung ins literarische Lager vorerst einmal ein recht kleiner im Vergleich zum großen Marketing-Getöse. Sein Debütroman „Es war einmal in Hollywood“ ist eine erzählerisch ausgeschmückte Weiterführung seines jüngsten, gleichnamigen Leinwand-Hits. Ein Bastard-Buch im besten Tarantino-Sinn.

Geändertes Finale

Wer den im ereignisreichen Jahr 1969 in der damals marodierenden Traumfabrik Hollywood angesiedelten Film kennt, der trifft bei der Lektüre auf etliche alte Bekannte. Eine Unzahl an Dialogen wurden wortwörtlich in den Roman übernommen. Und wer den Film nicht kennt, benötigt eigentlich nur einige wenige Eckdaten. Ein Hollywood-Akteur, fast immer reduziert auf die Rolle des Bösewichts, befindet sich auf dem absteigenden Ast. Ihm treu zur Seite steht etliche Jahre lang Cliff Booth sein Stuntman, Chauffeur und Tröster in der Not. Mit Leonardo DiCaprio und Brad Pitt fand Tarantino ein Traum-Duo. Ihr Aussehen ist ja nun wirklich weltbekannt, damit konnte sich der Romancier Tarantino auch jegliche Mühen einer Figurenzeichnung ersparen.

Plauderfreudig

Das Basismaterial liefert das Drehbuch, nun gegliedert und klarer strukturiert in 24 Kapitel, mit einer geänderten, recht pointierten Schluss-Episode, zeitlich erneut angesiedelt in der Nacht des Manson-Massakers. Das bleibt der Leserschaft auch diesmal erspart, Ende der Seilerei.

Tarantinos Bestreben ist es, dem Stuntman eine fette Vorgeschichte verpassen. Dieser Cliff ist nun ein hoch dekorierter Weltkriegsveteran, der einige üble Dinge drehte.

Viel Redseligkeit prägt dieses 400-Seiten-Buch, reich an Namedropping und Verweisen auf die Popmusik. Und da muss Tarantino noch lernen: Die fast ständig aus den Lautsprechern dröhnende Musik funktioniert im Film optimal, in Romanform aber so gut wie gar nicht. Da mag man an dem Buch rütteln und schütteln, wie man will. Es bleibt tonlos, in einem recht vergnüglichen, teils allzu plauderfreudigem Werk, das nicht unbedingt sprachlos macht. Aber Kopfkino ist es ja trotzdem, vor allem für Tarantino-Fans.

Lesetipp:

Quentin Tarantino. Es war einmal in Hollywood. Kiepenheuer & Witsch, 418 Seiten, 25,70 Euro. Ab heute im Handel erhältlich.