Wenn es nicht so ein bitteres und blutiges Schrecknis wäre, das den Verlauf der Geschichte des ohnehin geschundenen Lateinamerika verändert hat, dann müsste man sich über diese unglaubliche, aber historisch verbriefte Begebenheit schieflachen. Denn: Weil sich der Bananenkonzern „United Fruit“ in den 1950er-Jahren durch Demokratiebestrebungen in Guatemala, die zum Beispiel Gewerkschaftsgründungen beinhalteten, in seiner Handlungsfreiheit bedroht sah, dichtete die Company dem Staat durch eine perfide PR-Strategie kurzerhand die Billigung kommunistischer Umtriebe an. Das war eine glatte Lüge, hat aber genügt, die missliebige Regierung in Guatemala durch einen Militärputsch zu Fall zu bringen – mit sehr freundlicher Unterstützung der USA bzw. des CIA.

Aus dieser historischen Unappetitlichkeit – wenngleich beileibe kein Einzelfall vor allem in den Ländern Mittelamerikas – hat der große Romancier und politische Kopf Mario Vargas Llosa einen Roman gezimmert, aus dem die beiden Stärken des Literaturnobelpreisträgers hervorleuchten: das Erzählen und der unbändige Wille nach gesellschaftspolitischer Balance, wenngleich das in vielen dieser Länder – und nicht nur dort – bis heute nur liberale Vision geblieben ist.

Ein Produkt des Kalten Krieges

Viele der Figuren, die Llosa in diesem Paradebeispiel eines gelungenen historischen Romans zum Leben erweckt, haben im realen Leben ihre wüsten Spuren hinterlassen. Noch heute erinnern Wandmalereien in Guatemala an den vom US-Geheimdienst unterstützten Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Jacobo Árbenz im Jahr 1954. Es war die Zeit der Truman-Doktrin, des beginnenden Kalten Krieges, der Kommunistenhatz der McCarthy-Ära und der wirtschaftlichen Vorherrschaft der USA. Die Behauptungen des Bananenkonzerns, der Landreform, Steuern und Gewerkschaften gleichermaßen fürchtete, Guatemala sei zunehmend von den Sowjets infiltriert, fiel demnach auf äußerst fruchtbaren Boden.

Prall und blutig genug als historischer Stoff, haucht Vargas Llosa dem Geschehen Leben und Kraft durch zwei zusätzliche Erzählstränge ein. Diese ergeben zum Schluss ein dichtes Handlungsgeflecht, in dem Geschichte und Geschichten ineinanderfließen.

Dass die missliebige Bezeichnung Bananenrepublik vor allem auf die USA zutrifft, weiß man spätestens nach der Lektüre dieses erhellenden und bereichernden Buches. Im Roman liefert der Autor ein moralisch versöhnliches Ende. Spätestens hier klaffen Literatur und Politik auseinander.