Gastrokritiker Bosch bekämpft die Müdigkeit an seinem Beruf mit höhnischen Verrissen und lebt die kärglichen Reste seiner Sinnlichkeit mit geriatrischen Prostituierten aus, als ihn die Künste einer Köchin derart berücken, dass er sie zu fördern beschließt. Doch die Virtuosin entzieht sich seinen Plänen durch Flucht. Bosch heftet sich auf ihre Spur, die sowohl nach Istanbul als auch ins eigene Bewusstsein führt, in dem alsbald ein "gewichtsloses Wesen" namens Max Stirner das Regiment übernimmt.

Handlung ist stets Täuschung in Günter Eichbergers Texten. Man wird von ihm an Abgründe geführt sowie an der Nase herum. Der Autor, dieser Zeitung einst als "Stadtflaneur", heute als Gastkommentator verbunden, fügte seinen "Bosch" 2021 einem schillernden Œuvre hinzu, das von gesundem Misstrauen gegen die Wirklichkeit geprägt ist und in dem sich literarische Spracherkundung und scharfe Satire auf einzigartige Weise verbinden. Bemerkenswert: Der Klagenfurter Ritter-Verlag hat zwölf Bücher des produktiven Autors im Programm, das jüngste, unlängst erschienen, trägt den Titel "Weltverlust": nächste Fortsetzung eines Werks, das die menschliche Wahrnehmung lustvoll als Mängelexemplar seziert.

Günter Eichberger. Bosch oder Der Einzige und seine Einzelzelle. Ritter, 96 Seiten, 15 Euro.
Günter Eichberger. Bosch oder Der Einzige und seine Einzelzelle. Ritter, 96 Seiten, 15 Euro. © kk