Darf man jungen Menschen alles zumuten? Nein, wir sprechen hier nicht von den psychischen und sozialen Folgen der Corona-Epidemie, sondern über die großen Werke der Weltliteratur. Es mehren sich die Stimmen, die im Zuge einer kritischen Revision der kulturellen Tradition die gewaltverherrlichenden und sexistischen Dichtungen von Homer, Ovid und Dante, aber auch von Shakespeare und Schiller am liebsten aus kulturwissenschaftlichen Studiengängen kippen würden. Derartige Texte passten nicht mehr in das moralische Korsett unserer Zeit, die Gefahr, dass angehende Akademiker daran seelischen Schaden nehmen, dass durch politisch inkorrekte Verse gar posttraumatische Belastungsstörungen ausgelöst werden könnten, sei zu groß. Zumindest müssten diese gefährlichen Bücher mit entsprechenden Warnungen versehen werden.